Wie geht man mit der Gewichtszunahme um?

Um von einer Essstörung zu heilen, ist es oft unausweichlich, dass man auch an Gewicht zunehmen muss, um gesund zu werden. Das kann sowohl für Leute zutreffen, die untergewichtig sind, aber auch für welche, die im Normalgewicht sind. Der Prozess des zunehmens ist kein einfacher. Er erfordert viel Kraft und Mut. In diesem Post habe ich meine Tipps zusammengestellt, wie ich mit der Gewichtszunahme klarkomme.


  • Einsehen, dass man ein Problem hat und zunehmen muss. Einsicht ist der erste Schritt zur Besserung. Wenn man sich nämlich nicht selbst eingesteht, dass man krank ist und das Problem nicht erkennt, kann man auch nicht an diesem arbeiten. Fühlst du dich schlapp, kannst nicht klar denken und hast kaum Energie zum leben? Dann ist das ein klares Zeichen dafür, dass etwas mit dir nicht stimmt. Sieh diesen Zustand nicht als "normal" an sondern akzeptiere, dass sich etwas an deiner Situation ändern muss. Wenn du dich vielleicht als "zu dick" empfindest und nicht meinst, dass du zunehmen müsstest, dann vertraue auf Logik und die Meinung anderer, vor allem der deines Arztes oder deines Therapeutens. Eigentlich bin ich nicht sehr überzeugt von dem Konzept des BMIs, aber kann zumindest als Orientierung dienen um zu sehen, wie weit entfernt man vom "Normalgewicht" ist. Wenn dieser weit unter "normal" ist, kann man sich sicher sein, dass man ein ungesundes Gewicht hat und eine Zunahme mehr als nötig ist. Hat man erstmal das Problem erkannt, kann man viel besser daran arbeiten und man wehrt sich nicht mehr so sehr dagegen. Angenommen man akzeptiert die Gewichtszunahme nicht, dann wird man unterbewusst auch alles dafür tun, dass es nicht zu einer Zunahme kommt und man wird sich auch viel schlechter fühlen über jedes Gramm mehr. Akzeptiert man sie hingegen, kommt man besser voran, freut sich vielleicht sogar etwas über die Zunahme und hat auch mehr Spaß an dem Prozess. Klar, Recovery ist alles andere als einfach, aber trotzdem gibt es Möglichkeiten, diesen Weg etwas spaßiger zu gestalten.
  • Motivation. Was gewinnst du, wenn du zunimmst? Inwiefern wird sich dein Leben zum positiven ändern, wenn du zunimmst? Was ist der Grund, warum du einen gesunden Körper haben möchtest? Fokussiere dich nicht auf das, was du durch das zunehmen eventuell "verlierst" - in Wahrheit gewinnt man nämlich nur dazu, wenn man gegen die Essstörung ankämpft und seine Gesundheit wiedererlangt. Schreibe deine Motivation auf, deine Gründe, warum du zunehmen willst. Meine Motivation ist es zum Beispiel, dass ich durch die Gewichtszunahme wieder mehr Energie habe um die Sachen zu machen, die mir Freude bereiten. Ich möchte mich besser konzentrieren können. Und ich möchte, dass Klamotten wieder schön an mir aussehen und nicht nur wie ein Sack an mir runterhängen. Halte dir vor Augen, was dir die Essstörung und dein schlechter körperlicher Zustand alles wegnimmt und baue eine richtige Wut gegen die Krankheit auf. Und dann nutzt du diese Wut, um für deine Gesundheit zu kämpfen.
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  • Setze dich mit Body Positivity und Selbstliebe auseinander. Heutzutage sieht man ja leider meist nur diesen einen Körpertyp in den Medien: groß, dünn, durchtrainiert und ohne ein Gramm Fett am Körper. Aber das ist weder normal noch gesund. Die Body Positivity Bewegung hat mir sehr geholfen, um einen Blick für normale, gesunde Körper zu bekommen. Statt irgendwelchen Fitnessmodels auf Instagram zu folgen, folge lieber nur Accounts, die sich mit Body Positivity auseinandersetzen und die dich inspirieren. Und lerne, deinen Körper zu akzeptieren und zu lieben! Aus meiner Erfahrung kann ich berichten, dass dieser Schritt ein ganz wichtiger ist. Selbsthass hat mich mehr oder weniger in diese Krankheit reingeritten, also müsste es nur logisch sein, dass Selbstliebe mir da wieder raushilft. Ganz lange wollte ich es mir nicht eingestehen und habe versucht, zu recovern, ohne mich selbst zu akzeptieren. Aber es funktioniert so einfach nicht. Realisiere, was für ein wunderbares Instrument dein Körper eigentlich ist, was er dir alles ermöglicht und versuche, ihn Schritt für Schritt mehr zu akzeptieren und am Ende sogar zu lieben. Anfangs muss man vielleicht noch nach dem Motto "Fake it till you make it" vorgehen, aber irgendwann wird es einem leichter fallen und natürlicher vorkommen. Arbeite mit deinem Körper zusammen, statt gegen ihm. Behandle ihn wie einen Freund, nicht wie einen Feind.
  • Achte auf deine Ernährung. Damit meine ich nicht, dass du dich super gesund ernähren solltest, sondern dass du darauf achtest, hauptsächlich nur Dinge zu essen, die leicht verdaulich sind und dich daher nicht aufblähen, was die Zunahme nur erschweren würde. Ernähre dich nicht nur von kalorienarmen "Safe Foods" wie Obst und Gemüse, sondern auch von kalorienreichen Dingen wie Nüssen oder Milchshakes. Sie liegen nicht so schwer im Magen, versorgen aber trotzdem mit viel Energie, sodass man ohne viel Blähungen zu bekommen weiterhin genug Energie zum zunehmen kriegt. Blähungen oder ein sehr voller Magen können nämlich Unwohlsein auslösen, die zu schlechten Gefühlen führen (z.B. "Ich fühle mich so dick" oder "Ich fühle mich so vollgefressen"). In einem anderen Post werde ich noch Tipps sammeln, welche Lebensmittel sich zum zunehmen eignen.
  • Trage bequeme Kleidung, in der du dich wohl fühlst. Enge Kleidung zu tragen ist meiner Erfahrung nach komplett kontraproduktiv, wenn man zunehmen will. Man fühlt sich eingeengt und fühlt sich dadurch nur unwohler in seinem Körper, auch weil man vielleicht merkt, wie man langsam zunimmt - da drückt der aufgeblähte Bauch gegen das enge Top oder die Skinny Jeans kneift in den Po. Das ist NORMAL und ich selbst musste da auch durch. Es ist hart zu merken, wie die Sachen enger werden. Aber es ist ein Zeichen dafür, dass man auf dem Weg zur Gesundheit ist! Am besten trennt man sich von all den Klamotten, die einen an die Krankheit erinnern und die einen während seines niedrigsten Gewichts passten. Ansonsten will man nur an der Essstörung festhalten. Weite Sachen eignen sich perfekt in so einer Situation: große Pullover, Jogginghosen, Boyfriend Jeans, verschiedene Kleider oder auch Jumpsuits im Sommer finde ich sehr bequem, aber ich trage auch gerne Leggings, solange die aus weichem Material sind und nicht sehr eng anliegen.
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  • Fokus weg vom Körper. Das ist leichter gesagt als getan, aber versuche wirklich, so gut es geht, dich auf andere Dinge statt deinen Körper oder das Essen zu fokussieren. Dazu gehört auch, nicht ständig in den Spiegel zu gucken ("Body Checking") - es macht dich nur verrückt und wird dir in keiner Weise weiterhelfen. Man nimmt nicht in einer Stunde zu. Man wird auch nach drei Tagen keine sichtbare Gewichtszunahme sehen können. Daher ist es am besten, seinen Körper nicht ständig in irgendeiner Weise zu messen oder zu begutachten. Nur die Essstörung will, das du das tust und rät dir ein, du wärst viel zu dick geworden (Achtung: sie lügt!). Und bedenke, dass man sich aufgrund der Körperschemastörung, die bei einer Essstörung in den meisten Fällen mit auftritt, seinen Körper eh nicht richtig wahrnehmen kann. Vertraue also nicht unbedingt dem Blick in den Spiegel. Beschäftige dich mit anderen Dingen, suche dir Hobbies oder verbringe Zeit mit Menschen, bei denen du dich wohl fühlst. Das wird dir weitaus mehr bringen als sich nur auf seinen Körper zu fokussieren.
  • Behalte im Kopf, dass am Ende alles gut werden wird. Es mag dir jetzt total schlecht gehen. Du findest dich vielleicht unglaublich dick und würdest am liebsten alles aufgeben. Aber ich kann dir versichern, dass diese Gefühle nicht für immer bleiben. Man gewöhnt sich an seinen gesunden, fülligeren Körper. Man wird sich in ihm besser denn je fühlen. Aber das wird man erst erkennen, wenn man es bis zu diesem Punkt auch durchhält. Ich habe mal einen Spruch gehört, den ich mir immer sage, wenn ich mich wegen meines Gewichts schlecht fühle: "Wenn ich erst einmal gesund bin, werde ich mich nicht mehr dick fühlen" - was so wahr ist. Glaub nicht alles, was du denkst. Harte Arbeit wird belohnt.
Das waren meine persönlichen Tipps, wie ich mit der Gewichtszunahme klarkomme. Nicht jeder Tag ist einfach, aber es geht voran. Es ist nichts schlimmes, zuzunehmen, genauso wenig ist es etwas gutes, abzunehmen. Unsere Gesellschaft labelt diese Dinge als "gut" und "schlecht", dabei kann man gar nicht pauschal sagen, ob eines der beiden eben gut oder schlecht ist. Das kommt immer auf die individuelle Situation und Person an. Wer seine Tipps, wie er oder sie mit der Gewichtszunahme klar kommt, teilen möchte, kann das gerne in den Kommentaren tun!
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Nourish to Flourish


Essen, Essen, Essen. Auf der einen Seite vergöttert man es, auf der anderen steht man ein bisschen auf Kriegsfuß mit dem Essen, was aber nicht sein sollte. Essen ist nicht böse, ganz im Gegenteil: es gibt uns Kraft, Energie und nährt uns von innen.


Meiner Meinung nach ist der Akt des essens etwas ganz intimes - klingt vielleicht eigenartig, aber lasst es mich erklären. Jedes Lebensmittel, das wir essen, wird von unserem Körper verdaut und auf verschiedenste Art und Weise von ihm genutzt. Erst gelangt es in unseren Mund, wir zerkauen die Nahrung und schmecken die verschiedensten Geschmäcker. In unserem Verdauungstrakt wird die Nahrung in seine einzelnen Bestandteile aufgespalten - Proteine, Fette, Zucker, Vitamine, Mineralstoffe, Ballaststoffe, ... - und diese werden wiederum genutzt, um uns Energie zu geben und gesund zu halten. Je nach Funktion der einzelnen Bausteine der Lebensmittel werden diese an verschiedene Organe, Gewebe oder Zellen unseres Körpers geschickt, wo sie bestimmte Aufgaben erfüllen, z.B. die Energiegewinnung, die Aufrechterhaltung von Muskelmasse, die Pflege der Haut, den Knochenstoffwechsel und so viel mehr. Was wir in unseren Körper tun, wird mehr oder weniger bestimmen, wie wir uns fühlen - physisch und psychisch.

Wenn der Mensch nichts isst, lässt er sich so viel entgehen. Er bekommt keine Energie, um sich zu bewegen, um zu denken. Aber er bekommt auch keine Stoffe, die ihm zu einer schönen, elastischen Haut verhilft, die ihm zu mehr Konzentration verhilft, die gegen verschiedene Bakterien oder Viren kämpfen, die einem zu starken Nägeln verhelfen oder die das Muskelwachstum begünstigen.


Ich beschäftige mich extrem gerne mit Ernährung und wie verschiedene Lebensmittel den Körper auf positive Weise beeinflussen. Es ist für mich erstaunlich, wie die Nahrung von unserem Körper verwendet wird. Und ich denke mir dann immer, wie blöd ich eigentlich sein muss, dass ich manchmal auf all diese gesundheitlichen Vorteile von Lebensmitteln verzichten wollte. Avocado für schöne Haut, Joghurt für eine gute Verdauung, Mandeln für starke Knochen und, und, und. Aber auch Süßes wie Schokolade, die bewiesenermaßen die Gehirn- und Merkleistung verbessert. Jedes Lebensmittel verhilft einem zu mehr Gesundheit und Leben.

Aus meiner Sicht gibt es auch nichts, was man von Grund auf aus gesundheitlichen Gründen vermeiden sollte. Ich stemple Lebensmittel nicht als "gut" oder "schlecht" ab - alles in Maßen ist für mich vollkommen gesund. Ein bisschen Gemüse hier, ein bisschen Eiscreme da. Manche Lebensmittel sind besonders gut für den Körper, andere herausragend wohltuend für den Geist. Balance is the key.

Was ich sagen will ist, dass man Essen nicht verteufeln sollte. Heutzutage wird Essen nur in Zahlen gesehen, ob nun Kalorien, Zucker oder Fette. Man sieht es als "Dickmacher" (KEIN LEBENSMITTEL MACHT EINEN DICK! Aber genauso gibt es nicht ein Lebensmittel, das einem nach einmaligem Verzehr sofort dünn und fit macht!), als Gift und gesundheitsschädigend, vergisst aber dabei viel zu oft die gesundheitlichen Vorteile unserer Nahrung. Essen ist nicht böse. Es schenkt einem Leben.
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Essen ist Medizin

Ich weiß noch, wie ich mir am Anfang meiner Genesung so viele Gedanken darum gemacht habe, wieviel man essen sollte, um gesund zu werden. Tä...