Klar habe ich noch so meine "Problemchen" und bin nicht komplett geheilt von der Magersucht. Aber ich bin auf dem besten Weg seit Jahren. Weil ich immer mehr verstehe, worum es im Leben eigentlich geht. Weil ich immer mehr sehe, dass die Essstörung nur Lügen erzählt. Weil ich ich selbst sein möchte.
"What you focus on, grows" - das hört man ja ziemlich oft, vor allem wenn man sich mit Spiritualität beschäftigt. Und es könnte echt nicht wahrer sein: worauf man sich am meisten fokussiert, das wird auch zum Lebens-Mittelpunkt. So gesehen geben wir zum Beispiel der Essstörung nur noch mehr Kraft, wenn wir uns auf Themen wie Essen, Sport, backen, kochen usw. beschäftigen, auch wenn sie sich von "so wenig wie möglich" zu "so gesund und ausreichend wie es nur geht" hin bewegt. Denn selbst wenn wir uns auf Recovery konzentrieren, geben wir der Essstörung noch Aufmerksamkeit, denn wir befassen uns damit gleichzeitig mit der Bekämpfung der Essstörung.
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Nicht zuletzt isoliert man sich in gewisser Weise auch von der Welt, indem man sich nur in seiner eigenen "Recovery-Blase" aufhält und den Blick für die eigentliche Welt da draußen verliert. Durch die Krankheit habe ich lange Zeit ein Stück von mir selbst vergessen - der Anteil in mir, der Videospiele liebt, der gerne mal Scherze macht, sich der Welt zeigen möchte. Jetzt, wo ich meinen Fokus weg von Recovery und Krankheit lege, geht es mir einfach tausendmal besser und ich fühle mich mehr wie ich selbst. Und wie habe ich das gemacht, den Fokus auf etwas anderes zu richten? Indem ich mich aktiv von diesen essgestörten Themen wegbewegt habe. Habe ich mich dabei ertappt, wie ich im Buchladen stundenlang bei den Rezeptbüchern stand, hab ich mir "STOPP" gesagt und bin zu den Romanen oder gleich aus den Laden rausgegangen. Wollte ich eine Kochshow ansehen, hab ich mich für einen Anime, ein Teenie-Drama oder eine Komödie stattdessen entschieden. Also muss man erst einmal schauen, welche die Handlung ist, die von der Essstörung kommt und sich dann bewusst dagegen und für eine normalere, "gesündere" Handlung entscheiden. Anfangs fiel mir das extrem schwer, vor allem eben wenn man noch sehr am Anfang seiner Genesung ist, aber je öfter man es tut, desto einfacher wird es, so wie bei fast allem in Leben.
Jede Entscheidung zählt, so klein sie auch sein mögen. Sie werden sich aufaddieren. Ein Akt gegen die Krankheit pro Tag bedeutet 365 Schritte zur Gesundheit pro Jahr. Das wichtigste dabei: den Fokus nicht aus den Augen lassen. Sich immer wieder daran erinnern, was man möchte. Und danach handeln. Man kann nur gesund werden, indem man sich gesund verhält, gesund denkt.