Quelle |
Es geht um die 20-jährige Ellen, gespielt von Lily Collins, die an Magersucht leidet. Sie wendet sich, aufgrund der Bitten ihrer Familie, an einen Arzt und Therapeuten, gespielt von Keanu Reeves, und geht schließlich in eine Klinik. Dort trifft sie auf andere junge Leute, die ebenfalls an Essstörungen erkrankt sind, das heißt es sind dort Menschen sowohl mit Magersucht als auch mit Bulimie und Binge-Eating. Der Zuschauer erhält einen Einblick in das Leben der Patienten in der Klinik, erfährt von ihren verschiedenen Tricks, wie sie die Sucht weiter ausleben, und auch, wie sich die Patienten trotz aller Schwierigkeiten und Probleme gegenseitig unterstützen - ob nun im positiven oder im negativen Sinne. Luke, Elles Mitbewohner, ein ehemaliger Tänzer der schon lange in der Einrichtung lebt, freundet sich mit Ellen an, sodass sie langsam aber sicher immer offener ihm gegenüber wird. Allerdings tut sie sich mit dem essen immer noch schwer, sodass sie weiterhin abnimmt und an Gewicht verliert. Sie gerät zudem noch in einen Streit mit Luke und erreicht ihren absoluten Tiefpunkt. Sie rennt weg und ist kurz davor, sich selbst und ihr Leben aufzugeben.
Im Film gibt es auch ein paar Nebenstorys, von denen ich aber auch nicht zu viel verraten will. Zum Beispiel ist die familiäre Situation von Ellen sehr kompliziert, ihr Vater schenkt ihr kaum Beachtung, und es funkt zwischen ihr und Luke. Es geht auch nicht nur um Essstörungen in dem Film; es wird auch ab und zu mal Alltägliches repräsentiert, sodass der Film nicht allzu ernst wirkt und man auch mal was zu lachen hat. Mehr möchte ich erst einmal nicht verraten, um dem Film nicht unnötig viel vorweg zu nehmen.
Dr. Beckham und Ellen (Quelle) |
Ich fand den Film sehr interessant, um ehrlich zu sein, und gar nicht so schlimm wie erwartet. Da er an manchen Stellen allerdings etwas kompliziert zu verstehen war, wie zum Beispiel am Ende, als Ellen wegläuft und einen Traum hat, habe ich ihn mir sogar zwei mal angeguckt.
Mir war bewusst, dass kein Film der Welt wahrheitsgemäß zeigen kann, wie es ist, mit einer Essstörung zu leben, deswegen bin ich mit nur geringer Erwartung an den Film rangegangen. Ich fand aber, dass man einen groben Einblick von der Problematik bekommen hat. Es ging nicht nur darum, dass man bei einer Magersucht abnimmt, wenig isst usw. - man hat auch gesehen, wie sehr die Angehörigen der erkrankten Person leiden. Für mich als Betroffene fand ich es sehr augenöffnend, da ich selbst manchmal verdränge, wie sehr meine Familie unter meiner Krankheit zu leiden hat. Auch mit den körperlichen Schäden, die bei einer Essstörung eventuell verursacht werden, wird man konfrontiert, zum Beispiel als Megan ihr Kind verliert durch ihre Krankheit. Man wird also irgendwie "abgeschreckt" von der Krankheit und seinen Folgen.
Mich hat der Film auch nicht so sehr getriggert. Auch wenn die Patienten sehr dünn waren und die kranken Verhaltensweisen veranschaulicht wurden, hatte es keinen negativen Effekt auf meine Gedanken oder mein Verhalten. Wenn, dann wurde ich nur in alte Zeiten zurückversetzt, habe meine Situation mit der im Film verglichen. Es sollte einem aber auch bewusst sein, dass die Patienten teilweise mit Video- und Bildbearbeitungsprogrammen noch dünner und kranker bearbeitet wurden. Nicht alles gezeigte entspricht der Realität. Mit diesem Gedanken im Hinterkopf war es für mich einfacher, den Film zu schauen, ohne selbst schlechte Gedanken zu bekommen.
Es hat mir gefallen, dass es nicht nur um Essstörungen ging, sondern dass auch die schönen Seiten im Leben gezeigt wurden, dass man trotz aller Probleme noch so was wie Spaß und Freude haben wann, wie als Luke Ellen zum essen eingeladen hat. Der Film verliert etwas an Ernsthaftigkeit und man kann etwas lachen, ohne es gleich zur Komödie werden zu lassen.
Besonders schön fand ich die Stelle nach dem Ausflug in das Museum, als der Arzt alle animiert, "Verpiss dich, Stimme!" zu rufen, und auch Ellen dabei mitmacht. Das war so eine schöne Szene, bei der ich lächeln musste und in der ich auch etwas Mut und Hoffnung bekam.
Ein paar Szenen waren allerdings auch sehr komisch, wie zum Beispiel als Ellen von ihrer Mutter mit einer Flasche wie ein Baby gefüttert wurde. Die Situation wirkte für mich beinahe schon ins Lächerliche gezogen und ich fand es auch etwas "geschmacklos", dass sich die Mutter in der Szene so sehr in den Vordergrund rückte. Der Klinikalltag war auch nicht gerade realitätsnah dargestellt. Zwar ist jede Klinik anders, jede hat andere Behandlungsmethoden, doch es ist schon sehr eigenartig, dass die Patienten in Hinsicht auf das Essen auf sich allein gestellt waren, ihre Portionen selbst bestimmen durften usw. Vielleicht sollte die Klinik mehr wie eine Wohngruppe für Essgestörte wirken, in der die Betroffenen nach wie vor von Fachpersonal betreut werden, aber man mehr Freiheiten hat und halt versucht, sich wieder an ein normales Leben zu gewöhnen. Dann frage ich mich allerdings, was Ellen dort zu suchen hatte, denn sie war offensichtlich noch nicht bereit, etwas für ein normales Leben zu tun.
Es hätte mich auch gefreut, mal einen Film zu sehen, in dem es nicht um die Krankheit nur geht, sondern auch um den Weg da raus, Viel zu oft sieht man nur die Abgründe der Krankheit, aber nie, wie schwer es ist, da wieder raus zu kommen. Das hätte vielleicht einige Menschen motiviert, ihrer Essstörung den Kampf anzusagen.
Ellen und Luke (Quelle) |
Nun ja, ich denke, dass der Film vielleicht etwas zu ernst für einen gemütlichen Abend mit Freunden sein könnte, doch dass er trotzdem sehenswert ist. Klar ist er nicht so großartig wie ein Oscar prämierter Film, das hätte ich auch gar nicht erwartet, doch trotzdem wird man unterhalten und man gewinnt einen groben Überblick darüber, wie es ist, mit einer Essstörung zu leben. Um einen genaueren Blick darauf werfen zu können würde ich aber eher dazu raten, eine Dokumentation zum Thema anzuschauen, statt den Film zu sehen. Dafür ist er dann doch etwas zu oberflächlich.
Wenn man selbst betroffen ist, kann es einen vielleicht runterreißen, den Film zu gucken. Wie ich bereits gesagt habe, hat es mich selbst nicht getriggert, "To The Bone" zu gucken, aber ich musste oft an meine Vergangenheit mit der Krankheit denken. Aber das ist halt meine Einstellung dazu. Wenn man sich leicht triggern lässt, sollte man es auf jeden Fall lassen, den Film zu gucken! Bitte geht da kein Risiko ein!
Habt ihr den Film geguckt? Wie hat er euch gefallen?
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