Showing posts with label Sport. Show all posts
Showing posts with label Sport. Show all posts

Meine 200h Yogalehrer-Ausbildung

Als ich letztes Sommer eine Absage von meiner Wunsch-Uni bekommen habe, stand ich vor der Frage: Wie kann ich die Zeit bis zum nächsten Bewerbungsversuch sinnvoll nutzen? Mithilfe der Unterstützung meiner Familie habe ich mich dazu entschlossen, eine Ausbildung zur Yogalehrerin anzufangen. Und jetzt im Nachhinein betrachtet war das die beste Entscheidung, die ich treffen konnte.
Bild von Pinterest

Die Ausbildung, für die ich mich entschieden habe, bestand aus 200 Unterrichtsstunden, die über acht Ausbildungswochenenden verteilt waren. Die Termine fanden ca. ein Mal im Monat statt. Manchmal werden 4-wöchige Yogalehrer Ausbildungen angeboten, doch da war mir von Anfang an klar, dass das nichts für mich wäre. Somit hatte ich bei meiner Ausbildung zwischen den einzelnen Terminen immer Zeit, den Unterrichtsstoff nochmal zu wiederholen und richtig sacken zu lassen.

Begonnen hat die Ausbildung im Oktober 2018. Da ich in meiner Heimatstadt kein passendes Ausbildungsinstitut gefunden habe, entschloss ich mich dazu, eine Ausbildung in einer anderen Stadt zu machen. Das bedeutete, dass ich in regelmäßigen Abständen allein verreisen müsste. Für mich war es eine noch ungewohnte und beängstigende Erfahrung, ganz auf mich allein gestellt zu sein. Doch ich glaube, dass ich gerade durch den Yoga besser mit dieser Herausforderung umgehen konnte. Angst war anfangs noch da, doch je öfter ich alleine wegfuhr, desto mehr Gefallen fand ich an den kleinen bisschen Unabhängigkeit, das ich durch das pendeln bekam.

Auch aufgrund der Sozialphobie spürte ich einige Ängste in mir aufsteigen. Eine komplett neue Situation mit mir fremden Menschen würde auf mich warten. Und niemand Bekanntes war da, der mich hätte begleiten können.

Doch bereits nach dem allerersten Ausbildungstag wurden die Ängste deutlich weniger. Die Mädels (wir waren ursprünglich eine reine Frauengruppe, zu der sich erst gegen Ende der Ausbildung ein Mann dazu gesellte) waren alle unglaublich lieb und nett. Liegt bestimmt am Yoga ;) Die Hemmungen wurden nach und nach weniger, sodass ich mich immer öfter traute, an den Gesprächen und Diskussionen in der Gruppe teilzunehmen.


Unsere Lehrerin war zudem auch ein Engel. Sie ist eine so liebe, aufmerksame und weise Frau - von ihr konnte man wirklich total viel lernen. Und mich begeisterte es außerdem noch, wie geschmeidig und leicht ihre Bewegungen aussahen - fast so, als würde sie beim Yoga über den Boden schweben! Man merkte ihr an, dass sie jahrelange Erfahrungen mit dem Yoga gesammelt hat.

Der Unterricht bestand sowohl aus Praxis als auch aus einem Großteil Theorie. Ausbildungsinhalte waren die Geschichte des Yoga, Patanjali und der achtgliedrige Yoga-Pfad, sequentieller Aufbau einer Class, Pranayama, Meditation, Adjustments, Anatomie und Philosophie; ein Flow wurde hier und da immer mal wieder dazwischengeschoben.

Anders als damals in der Schule war der Inhalt des Unterrichts sehr interessant. Vor allem war es total spannend, wieviel man aus diesen theoretischen Inhalten auf seinen Alltag, sein eigenes Leben übertragen kann! Wir diskutierten oft über verschiedenste Themen (zum Beispiel beim achtgliedrigen Pfad, wie man diesen bei sich selbst integrieren kann) und erzählten von unseren Erfahrungen mit dem Yoga. Ich war teilweise echt wissbegierig und schenkte dem Unterricht immer meine volle Aufmerksamkeit.

Ähnlich wie auch in der Schule gab es auch Hausaufgaben, die wir zwischen den einzelnen Ausbildungsterminen erledigten. Zum einen mussten wir ein Yoga- und Meditationstagebuch führen, zum anderen gab es fünf Bücher zu lesen, zu denen wir jeweils einen Buchreport schreiben sollten. Die Bücher wurden im Unterricht nochmal genauer besprochen, falls man etwas nicht verstanden hat - und es gab definitiv einige Dinge, die man als Laie nur schwer verstehen konnte. Da hat es sehr geholfen, alles nochmal mit einem Experten zu besprechen.

Auch beim praktischen Teil der Ausbildung konnte ich viel Neues lernen. Vorerst hatte ich wirklich Angst gehabt, dass mir die Praxis zu anstrengend werden könnte - ich bin nicht grade ein Muskelprotz und an Ausdauer sprudle ich auch nicht unbedingt über. Meine Angst hat sich jedoch nicht bestätigt: die Praxis war zwar fordernd, aber dennoch machbar und vor allem wohltuend. Man kam gut mit, egal, auf welchem Level man stand. Es ist auch nochmal was ganz anderes, mit einem Lehrer in der Gruppe Yoga zu praktizieren als allein zu Hause, wie ich festgestellt habe. Es herrscht eine wunderbar harmonische Energie im Raum und man kann sich viel besser auf die Praxis konzentrieren als wenn man zu Hause ist und man vermutlich noch von den Mitbewohnern beim üben unterbrochen wird. Zudem hat man noch einen professionellen Lehrer an seiner Seite, der einem dabei hilft, seine Praxis auszubauen und zu verbessern.

Wie cool sind diese Yoga-Blöcke bitte? Ich liebe den Spruch, der auf ihnen steht!

Mit der Zeit hat man natürlich auch gelernt, selbst Hand anzulegen und den Lehrer zu spielen. Das erste Mal den Lehrer zu machen war unglaublich nervenaufreibend - ich war so nervös, obwohl ich ja meine Mädels gut kannte und wusste, dass wir noch am üben sind und keiner den anderen verurteilen würde. Nach und nach ging das anleiten immer mehr ins Blut über. Man lernt, seine Stimme richtig einzusetzen, passende Worte zum anleiten zu finden und vor allem auch, wie man den Teilnehmern Hilfestellungen geben kann.

Gerade der letzte Aspekt hat mich persönlich wachsen lassen. Als normalerweise sehr schüchterner Mensch war ich gezwungen, vor mehrere Leute zu treten, mich zu präsentieren und vor allem auch meine Stimme zu erheben - alles andere als eine einfache Sache. Aber ich hatte keine andere Wahl: ich musste mich dieser Angst stellen. Und zu meiner Überraschung habe ich das auch gut gemeistert! Je öfter man es tut, desto besser wird es. Ich trete nun viel selbstsicherer auf als noch am Anfang der Ausbildung, wo man rumstotterte oder kurze Blackouts vor der Gruppe bekam.

Im Juni diesen Jahres stand die Prüfung an, die einen theoretischen und einen praktischen Teil beinhaltete. Auch wenn ich davon überzeugt war, dass Jede(r) von uns die Prüfung sehr gut meistern würde, hatte ich tierisch großen Respekt davor und bereitete mich dementsprechend auch gut für die Prüfung vor. Der Theorie-Teil der Prüfung beinhaltete einen Multiple-Choice-Test mit allerlei gar nicht so einfachen Fragen; im praktischen Teil musste jeder Schüler einen Flow vorbereiten und diesen vor der Ausbildungsgruppe unterrichten. Und wie erwartet hat Jeder die Prüfung erfolgreich bestanden :)

Es war so ein schönes Gefühl, endlich das Diplom in den Händen zu halten und nun offiziell Yogalehrerin zu sein. Wie cool ist das denn bitte? Darüber hinaus habe ich in dieser Ausbildung so viele tolle Erfahrungen sammeln und tolle Menschen kennenlernen dürfen. Ich bin unglaublich dankbar, dass ich diese Erfahrung machen durfte. Ohne Frage würde ich sie jederzeit wiedermachen wollen! Und im Prinzip tue ich das auch, denn im Dezember werde ich meine Ausbildung fortsetzen. Ihr könnt euch gar nicht vorstellen, wie sehr ich mich schon darauf freue! Nachdem ich schon so positive Erfahrungen mit den ersten 200 Stunden gesammelt habe, bin ich mir sicher, dass mich viel Positives auch in der weiterführenden 300-Stunden-Ausbildung erwarten wird.

Der kleine Buddha war ein kleines Souvenir von meinem Bruder, als er Vietnam bereist hat :)

Sport in Recovery

Sport ist ein ziemlich kontroverses Thema in Recovery. Zwar sollte regelmäßige körperliche Betätigung zu einem gesunden Lifestyle dazugehören, aber bei Essstörung stellt Sport definitiv eine Ausnahme dar. Ein typisches Symptom einer Essstörung ist exzessiver Sport bzw. Bewegungsdrang, um zusätzliche Kalorien zu verbrennen und dadurch das Gewicht unten zu halten. Selbst im tiefsten Untergewicht findet man komischerweise noch Kraft, um Sport zu machen, obwohl kaum Energie vorhanden ist. Das kann aber auch sehr gefährlich werden, in so einem schlechten körperlichen Zustand zusätzlich noch Sport zu treiben, da das Herz, das so schon unterversorgt wird, noch mehr belastet wird.

In Recovery sollte man meiner Meinung nach vorerst auf Sport verzichten, vor allem wenn man noch zunehmen muss. Zum einen deswegen, weil Sport natürlich einer Gewichtszunahme entgegenwirkt. Entweder bewirkt der Sport, dass man noch mehr abnimmt, oder dass man sich durch diesen überhaupt erst erlaubt, mehr zu essen - im Sinne von "Ich habe jetzt x Kalorien mehr gegessen, dafür muss ich y Kilometer mehr laufen, um die wieder abzutrainieren". Es hält einem weiterhin in diesem Mindset, dass man sporteln muss, um essen zu dürfen.

Dazu setzt der Sport, wie oben schon erwähnt, den Körper unter Stress. Selbst wenn man trotz des Sports genug isst und zunimmt, tut dem Körper die übermäßige Bewegung nicht gut, was z.B. an vermehrten Wassereinlagerungen zu erkennen ist. Übermäßige Bewegung kann u.a. auch eine der Gründe dafür sein, dass man seine Periode noch nicht wieder bekommt, obwohl man vielleicht sogar schon längere Zeit Normalgewicht hat. Manchmal wird sogar behauptet (ohne jemanden damit Angst machen zu wollen), dass man durch Sport in Recovery mehr Fett einlagert als wenn man keinen Sport machen würde. Wer dabei befürchtet, nur Fett statt Muskeln zuzunehmen, wenn er auf Sport verzichtet, den kann ich beruhigen: man kann in Recovery auch Muskeln zunehmen ohne zu trainieren ("Muscle Memory Effekt").

Der Hauptgrund, warum ich jedem in Recovery von Sport abraten würde, ist der psychische Aspekt bei der ganzen Sache. Sport kann zur Sucht werden und vor allem Essgestörte sind dafür sehr anfällig. Hat man einen Tag trainiert, will man es den nächsten Tag wieder. Am liebsten gleich ein paar Minuten länger als den Tag zuvor. Und das geht dann immer so weiter, bis sich alles nur noch ums Kalorien verbrennen dreht und man sich ohne den Sport kein Essen mehr erlauben kann. Man mag vielleicht ein "gesundes" Gewicht erreicht haben und nach außen hin gesund wirken - immerhin ist Sport ja gesund für den Körper und kann sich definitiv auch positiv auf die Psyche auswirken - aber dieser ganze Fitnesswahn dient nur dazu, die Essstörung aufrecht zu erhalten, eben halt nur auf eine andere Art und Weise.
Zusammengefasst würde ich jedem dazu raten, in Recovery erstmal eine Pause vom Sport zu nehmen. Sollten Ärzte und Therapeuten damit einverstanden sein, kann man, sobald man ein gesundes Gewicht für längere Zeit gehalten hat, Sport langsam wieder in sein Leben integrieren. Die Betonung liegt hierbei auf LANGSAM. Nichts überstürzen. Sowohl weil man seinen Körper, aber auch weil man die Psyche nicht überfordern will. Und vor allem sollte man auch bedenken, dass mehr Sport oder Bewegung heißt, dass man mehr Energie benötigt und daher auch mehr essen muss. Das wird übrigens auch dabei helfen, Muskeln aufzubauen ;) Behaltet euch im Kopf: "Balance is the key"!

Für mehr Infos zum Thema Sport in Recovery kann ich den tumblr Blog "Let's Recover" empfehlen

Essen ist Medizin

Ich weiß noch, wie ich mir am Anfang meiner Genesung so viele Gedanken darum gemacht habe, wieviel man essen sollte, um gesund zu werden. Tä...