Verdauung bei Essstörungen

Es ist glaube kein Geheimnis, dass man seinen Körper durch eine Essstörung ziemlich kaputt macht - angefangen von den brüchigen Nägeln bis hin zu einem geschwächten Herzen kann alles passieren. Jedoch ist es bei jedem Erkrankten unterschiedlich, welche Folgeschäden die Krankheit mit sich bringt, so hat z.B. der eine sehr schlechte Blutwerte, doch der nächste kann, trotz dass er jahrelang schon krank ist, ganz normale Blutwerte haben. Was ich aber beobachtet habe ist, dass nahezu jeder Probleme mit der Verdauung hat. Genau dieses (leicht verschwiegene und für viele unangenehme) Thema möchte ich heute mal ansprechen.

Zuerst einmal ist es ganz hilfreich zu wissen, dass wirklich die meisten Essgestörten in irgendeiner Weise ihre Verdauung durcheinander bringen, dass man da nicht alleine mit dem Problem steht. Man muss bedenken, dass der Körper bei einer Magersucht lange Zeit wenig Nahrung bekommen hat und es sozusagen "verlernt", mit dieser wieder umzugehen und sie richtig zu verdauen. Aber es wird wieder besser mit den Problemen, es braucht nur Zeit bis sich alles wieder einrenkt.

Ganz typische Beschwerden sind Blähungen, Bauchschmerzen, ein verkleinerter Magen bzw. Völlegefühl, Verstopfungen, Durchfall und noch vieles mehr. Von mir selbst kann ich berichten, dass sich all diese Beschwerden bei mir abgewechselt haben in den letzten Jahren, in denen ich mit der Magersucht zu kämpfen hatte. Jedoch konnte ich lernen, wie ich mit diesen Problemen umgehe und sie am besten vermeide. Meine Tipps möchte ich nun mit euch teilen.

Die Basics
Ganz allgemein hilft es erstmal, Stress zu vermeiden. Die Psyche und der Körper hängen ganz eng miteinander zusammen und beeinflussen sich gegenseitig. Wenn wir also gestresst sind, wird sich das negativ auf unser körperliches Wohlbefinden auswirken, was dazu führt, dass die Verdauung stockt.
Ausreichend Wasser trinken ist ein weiterer Tipp, um die Verdauung in Schwung zu bringen.
Man sollte es vermeiden, viel Rohkost zu essen. Bei Rohkost hat der Darm viel zu arbeiten, wobei vor allem unschöne Gase entstehen können. Außerdem müsste man eine große Menge an Rohkost zu sich nehmen, um auch ausreichend zu essen. Lieber auf kaloriendichte Lebensmittel zurückgreifen!
Ebenso sinnvoll ist es, seine Mahlzeiten gut über den Tag verteilt zu sich zu nehmen, sprich alle 2-3 Stunden eine Mahlzeit. Wenn man besser damit klarkommt, kann man mehrere kleine Mahlzeiten über den Tag verteilt essen statt ein paar große, also z.B. 3 Hauptmahlzeiten und 3 Snacks statt 4 Hauptmahlzeiten.
Ein kleiner Verdauungsspaziergang nach dem essen fördert auch die Verdauung und lenkt zudem noch bei eventuellen schlechten Gedanken ab.
Quelle
Völlegefühl und verkleinerter Magen
Anfangs haben die meisten Probleme damit, größere bzw. normale Mengen an Essen zu verzehren, da sich der Magen verkleinert hat. Man fühlt sich schon nach den kleinsten Mengen voll, weil der Magen sich so sehr an die wenige Nahrung gewöhnt hat. Es gibt nicht wirklich ein Wundermittel, um das zu verhindern bzw. wie man das Problem wieder behebt. Man muss einfach wieder damit anfangen, mehr zu essen und sich wieder an größere Mengen gewöhnen. Hier hilft wirklich nur eins: essen. Arbeite von Tag zu Tag daran, deine Essensportionen zu vergrößern, bis sie normal groß sind - es muss nicht gleich von null auf hundert sein, aber zu viel Zeit lassen sollte man sich damit auch nicht. Gegen das Völlegefühl kann es helfen, sich eine Wärmflasche auf den Bauch zu legen und sich hinzulegen und auszuruhen. Ablenkung hilft auch, um die Gedanken weg vom Völlegefühl im Bauch zu steuern. Achte auch darauf, dass du dich nicht nur von kalorienarmen Lebensmitteln ernährst und somit schon nach einer kleinen Kalorienmenge voll bist. Iss mehr kaloriendichte Lebensmittel, wie Nussmus, Avocado, Öle oder Brot. Von diesen Lebensmitteln wird man genauso satt, hat aber dazu noch den Vorteil, sich nicht übermäßig voll zu fühlen wie durch große Mengen an kalorienarmer Nahrung. Ich persönlich finde es bei Völlegefühl sehr unangenehm, noch zusätzlich etwas heißes zu trinken, denn da fühlt sich mein Bauch noch voller an. Wobei so mancher Tee auch gegen Völlegefühl helfen soll. Das muss jeder selbst wissen.

Kaloriendichte Lebensmittel sind dein bester Freund in Recovery
Blähungen
Mit dem essen kommen dann oft auch die gefürchteten Blähungen. Jeder Mensch hat sie, es ist also was ganz normales und nichts wofür man sich schämen sollte. Bloß können Blähungen bei einer Essstörung vermehrt und im krassen Maße auftreten - ich selbst kann davon ein Lied singen. Es gibt Tage, da stehe ich bereits aufgebläht auf, da sehe ich aus wie im 5. Monat schwanger; ganz zu schweigen von den Flatulenzen. Mir hilft es immer, Verdauungstee zu trinken (z.B. von Bad Heilbrunner), ein Wärmekissen auf den Bauch zu legen, einen Verdauungsspaziergang zu machen und manchmal auch das ein oder andere Präparat wie Iberogast zu nehmen. Ich empfehle es aber nicht, so ein Präparat ständig zu jeder Mahlzeit zu nehmen, denn dann gewöhnt man sich nur daran und kommt nicht mehr ohne aus, sodass sich die Blähungen nur verschlimmern. Alle paar Tage wird es schon OK sein. Man sollte darauf achten, bequeme Kleidung zu tragen, sodass der Blähbauch verdeckt wird und sich nicht gegen die enge Hose oder das Top drückt. Am besten sind weite Pullover und Jogginghosen. Achte darauf, keine allzu sehr blähenden Lebensmittel zu essen wie Kohl, übermäßig viele Bohnen oder Linsen (wobei es helfen kann, die Bohnen und Linsen vor dem weiterverarbeiten nochmal ordentlich durchzuspülen). Am allerwichtigsten (aber auch am unangenehmsten) ist es, die Luft im Darm einfach rauszulassen. Wenn man ständig die Luft im Darm anhält und nicht den ein oder anderen Pups mal entfliehen lässt, sammelt sich nur noch mehr Luft im Bauch an und das macht alles schlimmer. Verdrück dich einfach kurz aufs Klo und lass es raus, du wirst es nicht bereuen ;)

Verdauungstee von Bad Heilbrunner
Verstopfungen und Durchfall
Zu guter letzt noch zu Verstopfungen und Durchfall. Ich persönlich habe mehr Probleme mit Verstopfungen, wobei sich das mittlerweile immens verbessert hat dank des ein oder anderen Tipps. Teilweise konnte ich eine ganze Woche lang nicht aufs Klo, was mich echt fertig gemacht hat, da es auch zu einem gewissen Maße schmerzt und zu einem unangenehmen Völlegefühl führt. Wovon ich definitiv abrate ist, Abführmittel zu nehmen. Der Darm muss sich von selbst wieder normalisieren und lernen, wieder angemessen zu verdauen. Man gewöhnt sich sonst nur an die Einnahme von Abführmitteln und kann nicht mehr ohne, ganz zu schweigen davon, dass eine übermäßige Nutzung solcher Hilfsmittel nur zu mehr Problemen führt. Um die Verdauung anzukurbeln, sind Ballaststoffe nötig. Diese finden sich vor allem in Obst und Gemüse, aber auch in Vollkornprodukten, Nüssen und vielen anderen Lebensmitteln. Mir ist irgendwann aufgefallen, dass ich ziemlich wenige Ballaststoffe zu mir nehme, weswegen ich einfach einen Apfel in meinen Ernährungsplan eingebaut habe, und der hat wahre Wunder gewirkt! Da ich mich mittlerweile vegan ernähre, habe ich kaum noch Probleme damit, genügend Ballaststoffe zu mir zu nehmen. Allgemein hat  die vegane Ernährung im Hinblick auf meine Verdauung bei mir wahre Wunder bewirkt, wofür ich echt dankbar bin! Aber jeder sollte selbst wissen, wie er sich ernährt, denn gerade wenn man eine Essstörung hat ist es ein heikles Thema, sich vegan zu ernähren.

Zurück zum Thema - geholfen haben mir auch Flohsamenschalen, von denen ich mir ca. ein Teelöffel über mein Müsli oder Joghurt streue. Die haben auch einiges an  Ballaststoffen und quellen in Flüssigkeit etwas auf, wodurch sie die Verdauung fördern. Tee oder Heißgetränke allgemein helfen auch - viele Leute schwören z.B. auf ihren Morgenkaffee, um die Verdauung anzutreiben. Und, auch wenn es sehr komisch klingt, wenn der Gang aufs Klo sehr schwer fällt, sollte man es mal versuchen, sich auf der Toilette hinzuhocken oder die Beine etwas an den Körper ranzuziehen (wer mir das nicht glaubt, kann gerne danach googeln, da gibt es genug wissenschaftliche Beweise dafür, dass das hilft). Das klingt vollkommen ulkig und absurd, doch es hilft zu einem gewissen Maße. Probieren geht über studieren.
Flohsamenschalen sind ballaststoffreich und kurbeln die Verdauung an
Durchfall ist da ein anderes Thema, das einen genauso belasten kann. Um dem dabei auftretenden Flüssigkeits- und Mineralstoffverlust vorzubeugen, sollte man viel Wasser trinken sowie etwas mehr Salz zu sich nehmen. Es hilft, vorwiegend trockene Nahrungsmittel zu sich zu nehmen, wie Zwieback oder Knäckebrot, oder auch Reis und Haferbrei, um den Darm nicht weiter zu überlasten. Auch Suppen eignen sich bei Durchfall. Ich habe ebenfalls schon oft von dem Hausmittel gehört, einen geriebenen Apfel zu essen. Beim Reiben wird Pektin freigesetzt, ein Schleimstoff, der die Verdauung schützt. Wenn es gar nicht mehr geht, kann man wieder auf das ein oder andere Mittelchen zurückgreifen, doch hier gilt wieder die Devise, es nicht zu übertreiben.


Bei all diesen Problemen ist aber das beste Heilmittel natürlich Zeit und Beständigkeit, was das essen angeht. Wenn wir weiterhin hungern und zu wenig essen, wird unser Körper nie gesund werden und sich normalisieren können. Je länger man wirklich genug isst, desto besser wird es auch mit all den Verdauungsbeschwerden. Essen ist die Medizin!

Ich hoffe, ich konnte dir damit helfen. Wer noch weitere Tipps oder Erfahrungen teilen will, kann das gerne in den Kommentaren tun!

1 comment:

Essen ist Medizin

Ich weiß noch, wie ich mir am Anfang meiner Genesung so viele Gedanken darum gemacht habe, wieviel man essen sollte, um gesund zu werden. Tä...