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Essen ist Medizin

Ich weiß noch, wie ich mir am Anfang meiner Genesung so viele Gedanken darum gemacht habe, wieviel man essen sollte, um gesund zu werden. Täglich gingen mehrere Stunden dafür drauf, im Internet zu recherchieren, was eine angemessene Menge zum "recovern" ist: von Empfehlungen mit 1500-5000 Kalorien pro Tag habe ich alles gelesen.

Verwirrung kam auf bei all den vielen und auch so unterschiedlichen Angaben darüber, wieviele Kalorien zum zunehmen nun ausreichend wären. Weder zu viel noch zu wenig sollte es sein. Meist haben mich aber all die verschiedenen Theorien eher davon abgehalten, überhaupt etwas an meinem Essverhalten zu verändern. Ich wollte eine "perfekte" Genesung und dachte, ich müsste erst einmal den "perfekten" Weg zum gesund werden herausfinden, bevor ich mit der Heilung überhaupt beginnen darf.

Einer Sache war ich mir allerdings schon immer sehr sicher: man brauchte eine Menge an Essen, um wieder zurück zu Gesundheit, Freiheit und LEBEN zu kommen.

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In gewisser Weise ist Essen Medizin, vor allem für jemandem mit Essstörung. Jede Kalorie, jedes Protein, jeder Zucker, jedes Fett aber genauso auch jeder Mineralstoff und jedes Vitamin werden dafür genutzt, um den Körper wieder gesund zu machen. Essen bedeutet Energie - Energie, die der Körper braucht, um sich selbst zu heilen. Eben nicht nur zum zunehmen, sondern auch um den Hormonhaushalt wiederherzustellen, alle Organe wieder zu versorgen, Haare und Haut wieder zum strahlen zu bringen so wie auch um alle auftretenden Schäden wieder zu beseitigen (wie im meinem Falle zum Beispiel die verminderte Knochenmasse als Folge der jahrelangen Restriktion und dem Untergewicht). Eine Essstörung kommt selten allein: sie wirkt sich nicht nur auf das Gewicht aus, sondern schädigt den ganzen Körper des Erkrankten.

Wer von seiner Essstörung heilen möchte, muss viel essen und zunehmen. Punkt. Es gibt keinen anderen (oder einfacheren) Weg dran vorbei. Essen ist eben nicht nur nötig, um wieder zu Normalgewicht zurückzugelangen, sondern auch um all die durch die Restriktion verursachten Schäden zu reparieren. Wenig essen ist, was dich krank gemacht hat. Viel und ausreichend zu essen ist, was dich gesund machen wird. Es ist deine Medizin.

Auch vom psychischen her ist es unabdingbar, ohne Regeln oder Restriktion zu essen. Man muss sich der Angst stellen, um sie zu überwinden: kalorienreiches Essen, Fear Foods, Kohlenhydrate, Fette, Öle, Salz, Süßes, "Ungesundes" und, und, und. Du kannst nicht erwarten, zu Freiheit zu gelangen, während du dich immer noch an all diese essgestörten Regeln hältst.


Darüber hinaus hilft dir eine ausreichende Menge an Essen (und damit an Energie) dabei, klarer zu denken. Am Tiefpunkt meiner Essstörung 2015/2016 war ich von den schlimmsten Ängsten und Depressionen geplagt, die ich je erlebt hatte. Was mir Besserung verschafft hat? ESSEN. Ich aß mehr und die Ängste wurden geringer. Sie sind noch da, aber nicht mehr so extrem wie damals, als ich sie täglich intensiv zu spüren bekam. Aber auch jetzt merke ich, dass ich allgemein viel rationaler denken, mich besser konzentrieren kann und dass meine Laune auch um einiges besser und stabiler ist. Und ich bin schon gespannt darauf, wie gut ich mich fühlen werde, wenn sich mein Körper wieder auf einem gesunden Gewicht eingependelt haben wird. Denn bei einem gesunden Gewicht funktioniert alles einfach viel besser im Körper und in der Psyche.

Das Ding bei der ganzen Sache ist halt, dass man Angst hat, "zu viel" zu essen und bis ins Unendliche zuzunehmen. Doch wer sagt, dass das auch so kommen wird? Und selbst wenn gäbe es auch dafür eine Lösung. Man sollte sich von dieser Angst weder einschüchtern noch aufhalten lassen. Die Alternative wäre, auf ewig mit einer Essstörung zu leben, immer irgendwelche Diäten zu halten und mit den Folgen der Mangelernährung zu leben. Sich der Angst zu stellen, genug zu essen und all diese Regeln in den Wind zu schießen gibt dir die Chance, Heilung zu erfahren. Und der Schmerz des sich-der-Ansgt-stellen ist definitiv kürzer als der Schmerz, der dich erwarten würde, wenn du weiterhin (dein ganzes Leben lang) den Befehlen der Essstörung gehorchen würdest.

Essen ist Medizin. Das einzige, was einen Essgestörten heilen kann, ist Essen. Und je mehr davon, desto besser. (so zumindest meiner Ansicht nach)

P.S.: Wer mehr über dieses Thema wissen will, dem kann ich sehr den tumblr Blog Let's Recover empfehlen (ich hab euch das faq verlinkt, da sind viele Fragen diesbezüglich beantwortet worden)

Wiegen in Recovery? - Meine Erfahrungen

Ganz am Anfang, als ich meinen Blog gestartet habe, hatte ich schon mal einen Post über dieses Thema geschrieben. Mit der Zeit änderten sich aber einige Dinge bei mir, weswegen ich ihn wieder gelöscht habe... Darum greife ich das Thema nun nochmal auf: wiegen in Recovery.

Zu meinen schlimmsten Zeiten habe ich mich mehrere Male pro Tag gewogen - morgens, mittags und abends. Die Zahl auf der Waage entschied oft über meine Laune und auch über mein Essverhalten. Dabei kann ich nicht direkt sagen, ob ich mich gefreut hatte, als die Zahl nach unten ging. Auf jeden Fall war meine Laune aber schlecht, wenn die Zahl nach oben ging. Das wiegen war ein Ritual - nein, es war eine SUCHT, ohne die ich nicht konnte. Wenn es möglich war, nahm ich die Waage sogar mit in den Urlaub, um selbst dort mein Gewicht überwachen zu können.

Am Anfang meiner Genesung habe ich mich weiterhin gewogen, aber wenigstens nicht mehr so oft wie vorher. Es fiel mir alles andere als leicht, zu sehen, wie die Zahl langsam anstieg, weswegen ich meist wieder weniger aß, um dem entgegen zu wirken. So entstand dann ein hin und her zwischen zwei Zahlen und ich machte eigentlich gar keine Fortschritte. Zu anderen Zeiten hatte mich meine Mutter gewogen, damit sie sich versichern konnte, dass es mit meinem Gewicht voranging. Das hatte ich über alles gehasst, weil es sich so anfühlte, als hätte nun jemand anderes die Kontrolle über mein Gewicht übernommen. Als Resultat schummelte ich beim wiegen, indem ich vorher Wasser trank oder mir schwere Sachen in die Klamotten steckte. So lief es auch, als ich zum Arzt musste. Auf lange Sicht war das also auch keine Lösung für mich.

Bild bei Pinterest gefunden

Irgendwann habe ich das wiegen dann ganz sein lassen. Von ein auf dem anderen Tag habe ich die tägliche Gewichtskontrolle am Morgen einfach ausfallen lassen und die Waage, die ich mir irgendwann mal heimlich zugelegt hatte, meiner Mama gegeben, damit sie sie vor mir versteckt und ich somit nicht mehr in die Versuchung komme, mich zu wiegen. Ab dem Moment wurde ich so viel freier wie schon lange nicht mehr - mein Gewicht nicht mehr zu wissen half mir, lockerer beim essen zu werden. Einfach deswegen, weil ich mir nicht mehr einen Kopf darum gemacht habe, was die Zahl auf der Waage am nächsten Morgen sagen würde. Der Schritt war nicht leicht, aber was ist schon einfach? Natürlich war ich nicht komplett frei im essen, aber es hat mir immens geholfen, nicht nur mehr, sondern auch wieder Dinge wie Nudeln, Salz und Reis zu essen. Es war ein richtiger Schritt in die Richtung und ein kleiner Befreiungsschlag für mich. Und da das auch meine Eltern erkannten, verzichteten sie ebenfalls darauf, mein Gewicht wissen zu wollen. Das machte alles noch viel entspannter für mich. Lediglich beim Arzt musste ich mich noch auf die Waage stellen, aber da haben wir uns geeinigt, dass ich "blind" gewogen werde. Also ich stelle mich so auf die Waage, dass nur die Ärztin die Zahl auf dem Display sehen kann. Klar ist das auch ein komisches Gefühl, aber da ich zu dieser Ärztin ein besseres Verhältnis als zu meinem vorigen Arzt hatte, war ich damit einverstanden.

Irgendwann, gut ein Jahr später, stoß ich auf eine Studie über Essstörungen, an der ich teilnehmen wollte. Das Manko an dieser war, dass ich mich für diese nun wieder ab und zu wiegen müsste. Gepaart mit einem kleinen Rückfall, den ich zu dieser durchlitt, war das glaube keine gute Mischung. Nach so langer Zeit wieder sein Gewicht zu wissen war ein mega komisches Gefühl; als hätte ich all den Fortschritt des vergangenen Jahres mit einem Mal vernichtet, was aber so natürlich nicht stimmte. Anfangs kam wieder diese "Sucht" auf und ich wog mich mehrmals pro Tag, dann jeden Tag einmal und, sobald es mir wieder etwas besser ging, einmal pro Woche. Aber selbst als ich wieder auf einem guten Weg war, merkte ich, wie sehr ich mein Essverhalten noch an der Zahl auf der Waage anpasste. Also ließ ich die Abstände zwischen dem wiegen immer größer werden.

Im Moment wiege ich mich gar nicht mehr und ich kann mich auch nicht mehr erinnern, wann ich es das letzte Mal getan habe - vielleicht im November 2018? Ich weiß es nicht. Aber auf jeden Fall geht es mir gut damit. Ich habe nicht das Bedürfnis, mich auf die Waage zu stellen. Die Zahl will ich auch eigentlich gar nicht wissen. Für mich musste ich feststellen, dass Zahlen mich extrem triggern - somit nicht nur die Zahl auf der Waage, sondern auch Kalorienangaben und ähnliches. Manchmal frage ich mich aber, ob es wirklich so gut ist, die Waage ganz zu meiden. Immerhin soll daraus ja auch kein Vermeidungsverhalten entstehen. Aber dann frage ich mich auch wieder: braucht der Mensch überhaupt eine Waage? Ich denke schon. In Extremfällen wie eben Magersucht oder auch Adipositas ist es in gewisser Weise gut, einen Blick auf das Gewicht des Betroffenen zu werfen. Aber für einen gesunden Menschen? Eigentlich kenne ich kaum einen gesunden, normalen Menschen in meinem Umfeld, der sein Gewicht regelmäßig beobachtet. Und eigentlich ist es auch unnötig, denn das Gewicht sagt eigentlich fast gar nichts über den Gesundheitszustand des Menschen aus.

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Keine Ahnung, ob sich meine Meinung übers wiegen jemals wieder ändern wird, aber zum jetzigen Zeitpunkt habe ich das Gefühl, dass es mehr Schaden anrichtet als dass es hilft. Die Zahl nicht zu wissen gibt mir eine gewisse Freiheit. Und ich bin auch der Meinung, dass wenn meine Krankheit mit dem wiegen angefangen hat, ich es besser sein lassen sollte, wenn ich wieder gesund werden möchte. Jeder wird da andere Erfahrungen und Meinungen haben und ich möchte mit diesem Post auch definitiv niemanden kritisieren, der findet, dass ihm das wiegen hilft! Aber vielleicht können meine Worte dem ein oder anderen zum nachdenken anregen - was ich sehr hoffe! Gerne könnt ihr mir eure Meinung zu dem Thema in den Kommentaren dalassen.

Warum es dir egal sein kann, wieviel andere essen

Es kommt nicht grade selten vor, dass ich auf Instagram gefragt werde, wie viele Kalorien ich zu mir nehme. Zum einen kann ich verstehen, warum es die Leute interessiert, aber auf der anderen Seite geht mir diese Frage richtig auf die Nerven. Deswegen möchte ich mich mal kurz darüber in diesem Post auslassen in der Hoffnung, dem ein oder anderen etwas wachzurütteln.

Vor gar nicht allzu langer Zeit war ich selbst komplett besessen davon, zu wissen, wieviel andere Leute zu sich nehmen. Rückblickend kann ich das gar nicht mehr verstehen und sehe nun ein, wie essgestört es ist, sich mit solchen Dingen zu befassen. Denn was bringt es einem selbst, zu wissen, wieviel eine andere Person an Kalorien zu sich nimmt? Ändert es dein Leben, wenn du weißt, dass X 2500 kcal am Tag isst? Wirst du glücklicher, wenn du herausfindest, wieviel jemand anderes isst? Nein! Es ist nicht gesund, sich so sehr darauf zu fokussieren, und nimmt nur viele zu viel wertvolle Zeit in Anspruch.

Stundenlang habe ich im Internet geguckt, wieviele Kalorien andere essen, was viel Verwirrung bei mir ausgelöst hat - ganz unterbewusst habe ich mich mit Personen, die ich nicht einmal persönlich kenne, verglichen. Man lässt sich viel zu leicht von anderen beeinflussen, ohne es zu merken. Aber da meist auch immer in eine eher negative statt positive Richtung. Es ist Zeitverschwendung, da die teils stundenlangen Recherchen zu nichts führen. Man fühlt sich dadurch nicht motivierter, mehr zu essen oder seine Ernährung in irgendeiner Weise umzustellen. Man bekommt dadurch keine Klarheit darüber, was eine angemessene Menge an Essen ist. Jeder muss für sich selbst herausfinden, was und wieviel gut für ihn ist. Die Antwort darauf findet man nicht im Internet; man erhält sie entweder durch ausprobieren, indem man in sich hinein hört oder indem man die Hilfe eines Arztes oder eines Ernährungsberaters in Anspruch nimmt.

Zudem ist jeder anders. Ein Bodybuilder wird mehr Energie benötigen als ein Büroarbeiter, eine erwachsene Frau mehr als ein kleines Kind. Genauso sollte man sich selbst auch nicht mit einer Person vergleichen, die dem Anschein nach denselben Lebensstil hat wie man selbst. Denn auch wenn man nach außen hin wahrscheinlich dasselbe Aktivitätslevel hat, weiß man nie, wieviel der Körper in Wahrheit durch weitere Prozesse, die im Körper stattfinden, verbrennt. Zum Beispiel gibt es verschiedene Krankheiten, die zu einem erhöhten Energiebedarf führen. Dieser wird auch bei Menschen höher sein, die eine große Menge an Muskeln besitzen. Jeder ist anders und es wäre verkehrt zu denken, dass jeder Mensch genau 2000 kcal am Tag zum leben braucht, wie es die meisten annehmen. Der wahre Energieverbrauch eines einzelnen Menschen ist wohl kaum durch simple Rechnungen ermittelbar. Darüber hinaus wird er auch von Tag zu Tag schwanken, da man jeden Tag etwas anders macht, auf andere Weise aktiv ist und ähnliches. Es macht keinen Sinn, sich an anderen zu orientieren. Nur weil sich jemand mit X Kalorien am Tag super energiegeladen und gesund fühlt, heißt das noch lange nicht, dass du dich auch so fühlen wirst mit dieser Energiemenge.

Worin liegt der Sinn, jemandem nach seiner täglich aufgenommenen Menge an Kalorien zu fragen? Was gibt es dir? Ich gebe zu, es kann interessant sein zu sehen und zu hören, was andere zu sich nehmen. Es kann einem zeigen, dass das, was als "normal" in der Gesellschaft angepriesen wird (ich spreche von der allgemeinen Annahme, dass 2000 kcal dem Tagesbedarf eines Menschen entsprechen), vielleicht gar nicht so normal ist; dass es Menschen gibt, die weitaus mehr zu sich nehmen als die Norm und völlig gesund und glücklich damit sind. Aber man muss das Thema nicht bis ins unendliche ausreizen. Irgendwann erkennt man, dass jeder Mensch einen anderen Tagesbedarf hat. Und dann sollte man sich damit zufrieden geben. Alles weitere wäre sinnlos, eine Zeitverschwendung, und würde im Fall einer essgestörten Person die Krankheit nur noch mehr "füttern".
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Und außerdem sind wir mehr als nur Zahlen. Es nervt, wenn sich die Leute nur dafür interessieren, was man isst. Es nervt, wenn man nach seinem Gewicht, seinen Noten oder seinem Gehalt gefragt wird, statt danach, wie es einem geht. Zahlen spielen keine Rolle, außer man gibt ihnen eine. Sie können keine Auskunft darüber geben, was für ein toller Freund man ist, wieviel Liebe in einem steckt, über wieviel Wissen man verfügt. Und im diesen Fall sagt die täglich aufgenommene Kalorienmenge nichts darüber aus, wie sehr man sich in seine Genesung reinhängt. Es ist doch egal, mit wieviel Kalorien jemand versucht, gesund zu werden - solange man vorankommt und ehrlich zu sich selbst ist, ist man doch auf einem guten Weg, oder etwa nicht?

Mein Wert, meine Stärke, mein Mut - all das kann nicht mit einer simplen Zahl ausgedrückt werden. Jeder sollte sich auf sich selbst und seine eigenen Ziele fokussieren. Ich habe nichts zu verheimlichen und die Frage, wieviele Kalorien ich am Tag esse, werde ich wahrscheinlich nie beantworten, solange es nicht dazu führt, dass es die Welt zu einem besseren Ort macht.

Gerne würde ich auch eure Meinung zu dem Thema hören - manchmal habe ich das Gefühl, dass ich die einzige bin, die so über dieses Thema denkt. Aber es gibt bestimmt andere da draußen, die in etwa dieselben Erfahrungen gemacht haben und sich eine Meinung darüber gebildet haben.

Erste Schritte aus der Essstörung

Die ersten Schritte aus der Essstörung sind meiner Erfahrung nach die schwierigsten. Vielleicht ist man zu der Erkenntnis erlangt, dass man wieder gesund werden muss, aber weiß gar nicht, wie und wo man anfangen sollte. Oder man fühlt sich nach wie vor nicht zu hundert Prozent bereit für Veränderung, weiß aber, dass sich etwas ändern muss.

Ein Geheimrezept dafür, wie man es erfolgreich aus der Essstörung schafft, gibt es natürlich nicht. Und es gibt auch nicht "den einen und einzigen Plan", mit den man es ganz sicher schafft. Am Ende muss jeder seinen eigenen Weg gehen. Aber ich kann euch mit meinen Ratschlägen hoffentlich etwas Angst nehmen und dafür mehr Mut geben.
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  1. Bitte um Hilfe. Essstörungen sind ernst zu nehmende Krankheiten, für die man sich professionelle Hilfe zulegen sollte, z.B. in Form eines Arztes, eines Psychotherapeuten und Ernährungsberaters. Sie begleiten euch auf eurem Heilungsweg, stellen sicher, dass euer Körper wieder zu Kräften kommt, dass ihr wieder zu einem normalen Essverhalten zurückkehrt und helfen euch dabei, gegen die negativen Gedanken und Verhaltensweisen vorzugehen. Genauso wichtig ist aber auch Unterstützung seitens der Familie oder von Freunden. Nicht nur tut es gut, sich ihnen gegenüber anzuvertrauen und zu öffnen; sie sind auch eine tolle Unterstützung während der Mahlzeiten, lenken euch ab und helfen euch nach kleinen Zusammenbrüchen wieder aufzustehen und weiter zu machen. Ganz ohne Hilfe kann man es natürlich auch aus der Krankheit schaffen, aber mit Hilfe gestaltet sich der Heilungsprozess etwas reibungsloser und weniger problematisch. Man hat jemanden, der ein genaues Auge darauf wirft, falls man langsam zurückfällt; man kann über die Probleme und schlechten Gedanken sprechen und anschließend Lösungen dafür suchen; man weiß besser darüber Beschied, ob der eigene Körper erhebliche, aber unbemerkte Schäden durch die Krankheit genommen hat und kann besser gegen diese vorgehen, falls vorhanden. Es ist, einfach gesagt, eine zusätzliche Absicherung auf dem Heilungsweg.
  2. Lass los von allem, was dich an der Krankheit festhalten lässt. Folgst du Leuten auf Social Media, die dich triggern? Entflogen ihnen. Hast du ein Tagebuch, dass dich an schlechte, alte Zeiten erinnert? Verstecke es in der hintersten Ecke deines Zimmers oder verbrenne es. Hast du Fotos von dir, auf denen du besonders krank aussiehst? Lösche oder schmeiße sie weg. Du brauchst das alles nicht mehr. Dein Fokus sollte nun auf Gesundheit liegen, nicht auf Krankheit. Solche Erinnerungen werden dir den Heilungsprozess nur schwer machen und dich in schweren Zeiten runterziehen. Umgebe dich stattdessen mit positiven, aufbauenden Dingen: folge z.B. Body Positivity Accounts auf Social Media, höre Musik, die dich zum lachen bringt, schaue Filme, die du schon während deiner Kindheit geliebt hast. Du bist nicht diese kranke Person; in dir steckt so viel mehr Leben, Freude und Liebe, als du denkst. Begib dich auf die Suche danach, was und wer du bist.
  3. Fange an, wieder mehr zu essen. Auch wenn man es am besten so schnell wie möglich schaffen sollte, kann es sehr gefährlich sein, von jetzt auf einmal sehr sehr viel zu essen - Stichwort: Refeeding Syndrom. Beim Thema Essen rate ich auf jeden Fall dazu, es langsam (aber natürlich nicht zu langsam) anzugehen, von Tag zu Tag ein bisschen mehr seine Essensmenge zu steigern und am allerbesten wäre es, einen Ernährungsberaters zu Rate zu ziehen, der dann mit einem einen Plan aufstellt, wie man wieder zu einem normalen Essverhalten gelangt. Verlasse dich nicht nur auf Quellen aus dem Internet, wenn es darum geht, was und wieviel man in Recovery an Essen braucht. Das Internet hat durchaus gute Informationen zu bieten, aber leider auch sehr viele schlechte. Dazu kommt, dass man im Netz keine individuelle Beratung bekommt, wie das bei einem Ernährungsberater oder Arzt der Fall wäre. Ganz so einfach wie "einfach wieder mehr essen" gestaltet sich die Sache natürlich nicht. Der Kopf wird sich wahrscheinlich gegen jeden Bissen wehren, aber man muss im Kopf behalten, wofür man das alles macht. Jede Mahlzeit ist eine Entscheidung: möchte ich leben oder krank sein? Essen - Leben und Gesundheit. Nicht essen - krank sein und schließlich sterben. Zu essen heißt nicht, schwach zu sein. Im Gegenteil: es heißt, dass man stark ist, dass man ein Kämpfer ist und dass man sein Leben wieder zurückgewinnt. Mir hat es auch geholfen, dass bei jeder Mahlzeit ein Familienmitglied dabei war, das darauf aufgepasst hat, dass ich auch wirklich esse und nichts von meinem Essen verstecke oder ähnliches.
  4. Verabschiede dich von der Waage. Klar ist es wichtig, dass das Gewicht weiterhin unter Beobachtung steht, damit man sicher gehen kann, dass man auch wirklich zunimmt. Aber gerade am Anfang des Heilungsprozesses nimmt man meist sehr sprunghaft und auch viel zu - das ist in den allermeisten Fällen nur Wasser, das sich im Körper ansammelt. Und das zu sehen kann einen ziemlich runterreißen und triggern. Deswegen: die Waage vorerst verbannen. Es nützt nichts, sein Gewicht ständig zu kontrollieren. Es wird einen nur vom weiterkämpfen abhalten... Am besten lässt man das Gewicht von jemand anderem kontrollieren, z.B. von den Eltern oder vom Arzt, indem man sich einfach blind auf die Waage stellt. Glaub mir, es ist um einiges entspannender, sein Gewicht vorerst nicht zu wissen. Das hat mir zumindest erleichtert, wieder mehr zu essen und mir die Laune nicht von einer unbedeutenden Zahl vermiesen zu lassen.
  5. Motiviere dich. Jeden Tag. Und denke positiv. Das ist wahrscheinlich die wichtigste Sache, die mir auf meinem Weg aus der Essstörung geholfen hat bzw. immer noch hilft. Hätte ich mir nicht jeden Tag vor Augen gehalten, wofür ich kämpfe, was ich durch Recovery gewinnen werde und an mich selbst geglaubt, wäre ich jetzt wahrscheinlich immer noch tief in der Krankheit gefangen. Ich habe mir eine Liste mit Gründen aufgeschrieben, warum ich gesund werden will; habe mir meine Lebensziele vor Augen gehalten und versucht, so positiv wie nur möglich zu denken. Vor allem letzteres ist nicht einfach - am Anfang fühlt es sich vielleicht so an, als würde man sich selbst nur belügen, indem man positiv denkt, aber je öfter man es macht, desto besser und natürlicher wird es einem vorkommen. Ganz nach dem Motto "Fake it till you make it". Positive Gedanken rufen positive Energie hervor. Punkt. Und positiver zu denken sollte doch auch das Ziel der Recovery sein, oder etwa nicht? Sich von depressiven, selbstzerstörerischen Gedanken zu lösen? Dann am besten gleich damit anfangen. Es wird nicht von alleine besser; man muss etwas dafür tun. Deswegen wird auch immer wieder gesagt, wie schwer es ist, sich von der Krankheit zu lösen. Es ist extrem harte Arbeit, die auf so vielen verschiedenen Ebenen stattfindet. Wer nicht weiß, wie man sich motivieren kann, kann inspirierende Bücher lesen, Podcasts hören, motivierende Videos auf YouTube schauen oder auf Pinterest nach Zitaten Ausschau halten.
  6. Schau nicht darauf, was andere machen. DU gehst deinen eigenen Weg! Kopiere nicht andere, suche nicht obsessiv nach "DEM" Weg, nach dem Geheimrezept, das dich retten wird. Fang "einfach" an (einfach ist es natürlich nicht, aber ihr wisst hoffentlich, wie ich da meine). Traue dich. Und schau, was DIR hilft, nicht, was anderen hilft. Du kannst dich natürlich darüber informieren, wie es andere aus der ES geschafft haben, aber behalte im Kopf, dass kein Weg dem anderen gleicht. Vielleicht musst du erst etwas rumprobieren, bevor du erkennst, was dir hilft. Das ist vollkommen normal. Was ich sagen will ist, dass du nicht erwarten solltest, dass Recovery genauso ablaufen wird, wie andere es behaupten. Jeder hat da unterschiedliche Ansichten und Erfahrungen, andere Ängste, die bekämpft werden müssen. Du musst nicht in eine Klinik gehen, nur weil es X geholfen hat. Du musst auch nicht Y Kalorien am Tag essen, um Erfolg zu haben. Andere Voraussetzungen, andere Lösungswege.
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Ich hoffe, dass euch diese Tipps helfen! Verliert nicht die Hoffnung, es wird besser werden. Aller Anfang ist schwer. Aber je schneller man sich überwindet, die ersten Schritte zu tun, desto kürzer muss man leiden. Jeder kann es schaffen!

Tipps zum zunehmen

In einem anderen Post habe ich bereits ein paar Tipps mit euch geteilt, wie man mit der Gewichtszunahme und den dabei auftretenden Schuldgefühlen umgeht. In diesem Beitrag möchte ich einige Tipps mit euch teilen, WIE man zunimmt, was meine Tipps dazu sind. Denn anders als die meisten Menschen denken, ist zunehmen nicht immer einfach, vor allem nicht für jemanden mit Magersucht.

Um zuzunehmen ist es als allererstes natürlich wichtig, mehr zu essen als man verbraucht. Wieviel man braucht, variiert von Person zu Person. Damit die Gewichtszunahme auch gut voran geht, sollte man Sport oder andere Arten von Aktivitäten so gut es geht einschränken, um eben nicht zu viel Energie zu verbrauchen. Man sollte auch nicht unterschätzen, wieviel Energie in Form von Essen in Recovery erforderlich ist zum zunehmen! Es kann durchaus passieren, dass man das doppelte von einer gesunden Person essen muss, um Fortschritte zu sehen.

Nun geht es um die Frage, wie man so viel Essen zu sich nehmen soll. Generell eignen sich natürlich Lebensmittel mit einer hohen Kaloriendichte oder auch "flüssige Kalorien". Diese füllen den Magen nicht so sehr, sodass man bei geringen Mengen an Essen trotzdem reichlich Kalorien zu sich nimmt. Hier mal ein paar Lebensmittel, die auf kleinem Volumen viel Energie bringen:
  • Avocado
  • Nüsse
  • Trockenfrüchte
  • Milch(-getränke)
  • Säfte und Smoothies
  • Eiscreme
  • verschiedene Aufstriche (Erdnussmus, Butter, Nutella etc.)
  • Brot, Toast, Brötchen
  • Süßigkeiten und Schokolade
  • Reis, Pasta, Couscous, Haferflocken etc.
  • Granola
  • Öl
Nüsse kann man so essen, unters Müsli mischen oder beim backen mit verwenden
Datteln, Kokos-Chips und getrocknete Mango sind meine absoluten Favoriten!
Es ist weniger hilfreich, auf low fat oder low carb Produkte zurückzugreifen - diese Produkte sind eher für Menschen geeignet, die auf Diät sind und abnehmen wollen. Auch ist es nicht sehr empfehlenswert, viele Ballaststoffe zu sich zu nehmen, denn diese sättigen sehr. Ballaststoffe sind zwar gesund und definitiv essentiell für den Menschen, aber man sollte es nicht mit ihnen übertreiben indem man den ganzen Tag nur ballaststoffreiches Obst und Gemüse isst. Natürlich kann man diese Lebensmittel trotzdem noch essen (man sollte sich in Recovery am besten gar nicht einschränken von der Lebensmittelauswahl her), aber da diese den Magen sehr füllen und nur wenig Kalorien liefern, wäre es schlauer, kalorienreichere Nahrungsmittel zu bevorzugen.

Was auch hilfreich ist, ist viele Snacks einzubauen, oder allgemein eher mehrere kleine Mahlzeiten statt ein paar wenige große zu essen. So verhindert man unangenehme Völlegefühle nach dem Essen, die vielleicht auch negative Gedanken hervorrufen, bekommt aber trotzdem genug Energie, da man in regelmäßigen Abständen was isst. Das kann sich aber auch von Person zu Person unterscheiden - der eine findet es leichter, ein paar große Mahlzeiten zu essen, der andere bevorzugt mehrere kleine Mahlzeiten, um auf seine Menge zu kommen.

Was ich gerne mal mache, um mein Essen oder meine Getränke anzureichern, ist Proteinpulver oder Kokosmehl unterzumischen. Passt perfekt zu Smoothies oder Haferbrei! Zwar ist gerade Proteinpulver etwas umstritten, aber solange man dies nur zusätzlich nimmt und nicht ein Hauptnahrungsmittel darstellt, sehe ich nichts verkehrtes daran. Und ein kleiner Tipp dazu: pflanzliche Proteinpulver werden von den meisten besser vertragen ;)

Eventuell kann man auch hochkalorische Zusatznahrung einbauen (so etwas wie Fresubin, Fortimel oder Ensure), die pro Getränk bis zu 400 kcal liefern können. Da aber nicht jeder Zugriff zu diesen hat, kann man sich auch selber hochkalorische Shakes oder Smoothies zubereiten! Ich finde Shakes so hilfreich, da man wirklich alles mögliche reinhauen kann, sie schnell zubereitet und getrunken sind, man die Geschmäcker variieren kann und sie halt viel Energie liefern. Folgende Zutaten eignen sich gut für solche Shakes:
  • Milch oder Pflanzendrinks
  • Kokosmilch aus der Dose
  • Joghurt oder Pudding
  • Eis
  • Avocado (besser nicht zu viel für den Anfang, da man es durchaus rausschmecken kann)
  • Banane
  • Proteinpulver oder Kokosmehl
  • Kokosraspel
  • Chia- und Leinsamen
  • Nüsse und Nussmus (Mandel- und Cashewmus schmecken relativ neutral und passen daher zu fast allem; machen den Shake wunderbar cremig)
  • Nutella oder andere süße Aufstriche
  • Datteln oder andere Trockenfrüchte
  • Sirup (Ahornsirup, Agavendicksaft und ähnliches)
  • Haferflocken (schmeckt man nicht heraus und machen alles schön cremig) oder Müsli
  • Kakaonibs oder Kakaopulver
  • ein bisschen Öl (klingt komisch, aber wenn man nicht gerade Massen dranhaut, schmeckt man es auch kaum; gerade Kokosöl verleiht einen schönen Geschmack)
Haferflocken und Chiasamen machen Smoothies und Shakes dickflüssig und geben viel Energie
Verschiedene Nussmuse müssen bei mir immer zu Hause sein - sie sind so vielseitig und schmecken unglaublich lecker

Hier noch ein paar mehr Ideen, was man machen kann, um mehr Kalorien in die Ernährung einzubauen:
  • Energiebälle und verschiedene Riegel (es gibt direkt hochkalorische Riegel, aber so etwas wie Clif Bars oder Schokoriegel eignen sich bereits sehr gut; kann man kaufen oder selber machen)
  • Granola statt Müsli verwenden
  • "richtiges" Brot statt Reiswaffeln oder Knäckebrot
  • Soßen zum Essen servieren (man kann sich leckere Soßen/Dressings aus Nussmus machen, sowohl in einer süßen als auch in einer herzhaften Variante)
  • Nussmus über jedes Essen (schmeckt super, ungelogen! Zum Beispiel Süßkartoffeln mit Tahini oder Banane mit Erdnussmus)
  • Pesto (passt zu Nudeln aber auch zu Reis oder auf Brot)
  • immer Snacks mit dabei haben für den Notfall (Studentenfutter, Riegel, kleine Milchpackungen)
  • Essen in Öl oder Butter anbraten
  • Haferbrei mit Milch statt mit Wasser (außerdem kann man, ähnlich wie bei den Shakes, so gut wie alles dran- und draufhauen: Nussmus, Kakaonibs, Schokolade, Kakaopulver, Chiasamen, Banane, Sirup etc.)
  • Heiße Schokolade oder sogar Kaffee mit Milch, Zucker/Sirup und Sahne
  • Nüsse und Samen als Topping für sowohl süße als auch herzhafte Speisen
Clif Bars gehören mit Abstand zu meinen Lieblingssnacks!
So, das war erstmal alles zu dem Thema. Wer noch weitere Tipps hat, kann die gerne in den Kommentaren mit uns teilen. Ich hoffe, dass die Tipps euch helfen!

Wie geht man mit der Gewichtszunahme um?

Um von einer Essstörung zu heilen, ist es oft unausweichlich, dass man auch an Gewicht zunehmen muss, um gesund zu werden. Das kann sowohl für Leute zutreffen, die untergewichtig sind, aber auch für welche, die im Normalgewicht sind. Der Prozess des zunehmens ist kein einfacher. Er erfordert viel Kraft und Mut. In diesem Post habe ich meine Tipps zusammengestellt, wie ich mit der Gewichtszunahme klarkomme.


  • Einsehen, dass man ein Problem hat und zunehmen muss. Einsicht ist der erste Schritt zur Besserung. Wenn man sich nämlich nicht selbst eingesteht, dass man krank ist und das Problem nicht erkennt, kann man auch nicht an diesem arbeiten. Fühlst du dich schlapp, kannst nicht klar denken und hast kaum Energie zum leben? Dann ist das ein klares Zeichen dafür, dass etwas mit dir nicht stimmt. Sieh diesen Zustand nicht als "normal" an sondern akzeptiere, dass sich etwas an deiner Situation ändern muss. Wenn du dich vielleicht als "zu dick" empfindest und nicht meinst, dass du zunehmen müsstest, dann vertraue auf Logik und die Meinung anderer, vor allem der deines Arztes oder deines Therapeutens. Eigentlich bin ich nicht sehr überzeugt von dem Konzept des BMIs, aber kann zumindest als Orientierung dienen um zu sehen, wie weit entfernt man vom "Normalgewicht" ist. Wenn dieser weit unter "normal" ist, kann man sich sicher sein, dass man ein ungesundes Gewicht hat und eine Zunahme mehr als nötig ist. Hat man erstmal das Problem erkannt, kann man viel besser daran arbeiten und man wehrt sich nicht mehr so sehr dagegen. Angenommen man akzeptiert die Gewichtszunahme nicht, dann wird man unterbewusst auch alles dafür tun, dass es nicht zu einer Zunahme kommt und man wird sich auch viel schlechter fühlen über jedes Gramm mehr. Akzeptiert man sie hingegen, kommt man besser voran, freut sich vielleicht sogar etwas über die Zunahme und hat auch mehr Spaß an dem Prozess. Klar, Recovery ist alles andere als einfach, aber trotzdem gibt es Möglichkeiten, diesen Weg etwas spaßiger zu gestalten.
  • Motivation. Was gewinnst du, wenn du zunimmst? Inwiefern wird sich dein Leben zum positiven ändern, wenn du zunimmst? Was ist der Grund, warum du einen gesunden Körper haben möchtest? Fokussiere dich nicht auf das, was du durch das zunehmen eventuell "verlierst" - in Wahrheit gewinnt man nämlich nur dazu, wenn man gegen die Essstörung ankämpft und seine Gesundheit wiedererlangt. Schreibe deine Motivation auf, deine Gründe, warum du zunehmen willst. Meine Motivation ist es zum Beispiel, dass ich durch die Gewichtszunahme wieder mehr Energie habe um die Sachen zu machen, die mir Freude bereiten. Ich möchte mich besser konzentrieren können. Und ich möchte, dass Klamotten wieder schön an mir aussehen und nicht nur wie ein Sack an mir runterhängen. Halte dir vor Augen, was dir die Essstörung und dein schlechter körperlicher Zustand alles wegnimmt und baue eine richtige Wut gegen die Krankheit auf. Und dann nutzt du diese Wut, um für deine Gesundheit zu kämpfen.
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  • Setze dich mit Body Positivity und Selbstliebe auseinander. Heutzutage sieht man ja leider meist nur diesen einen Körpertyp in den Medien: groß, dünn, durchtrainiert und ohne ein Gramm Fett am Körper. Aber das ist weder normal noch gesund. Die Body Positivity Bewegung hat mir sehr geholfen, um einen Blick für normale, gesunde Körper zu bekommen. Statt irgendwelchen Fitnessmodels auf Instagram zu folgen, folge lieber nur Accounts, die sich mit Body Positivity auseinandersetzen und die dich inspirieren. Und lerne, deinen Körper zu akzeptieren und zu lieben! Aus meiner Erfahrung kann ich berichten, dass dieser Schritt ein ganz wichtiger ist. Selbsthass hat mich mehr oder weniger in diese Krankheit reingeritten, also müsste es nur logisch sein, dass Selbstliebe mir da wieder raushilft. Ganz lange wollte ich es mir nicht eingestehen und habe versucht, zu recovern, ohne mich selbst zu akzeptieren. Aber es funktioniert so einfach nicht. Realisiere, was für ein wunderbares Instrument dein Körper eigentlich ist, was er dir alles ermöglicht und versuche, ihn Schritt für Schritt mehr zu akzeptieren und am Ende sogar zu lieben. Anfangs muss man vielleicht noch nach dem Motto "Fake it till you make it" vorgehen, aber irgendwann wird es einem leichter fallen und natürlicher vorkommen. Arbeite mit deinem Körper zusammen, statt gegen ihm. Behandle ihn wie einen Freund, nicht wie einen Feind.
  • Achte auf deine Ernährung. Damit meine ich nicht, dass du dich super gesund ernähren solltest, sondern dass du darauf achtest, hauptsächlich nur Dinge zu essen, die leicht verdaulich sind und dich daher nicht aufblähen, was die Zunahme nur erschweren würde. Ernähre dich nicht nur von kalorienarmen "Safe Foods" wie Obst und Gemüse, sondern auch von kalorienreichen Dingen wie Nüssen oder Milchshakes. Sie liegen nicht so schwer im Magen, versorgen aber trotzdem mit viel Energie, sodass man ohne viel Blähungen zu bekommen weiterhin genug Energie zum zunehmen kriegt. Blähungen oder ein sehr voller Magen können nämlich Unwohlsein auslösen, die zu schlechten Gefühlen führen (z.B. "Ich fühle mich so dick" oder "Ich fühle mich so vollgefressen"). In einem anderen Post werde ich noch Tipps sammeln, welche Lebensmittel sich zum zunehmen eignen.
  • Trage bequeme Kleidung, in der du dich wohl fühlst. Enge Kleidung zu tragen ist meiner Erfahrung nach komplett kontraproduktiv, wenn man zunehmen will. Man fühlt sich eingeengt und fühlt sich dadurch nur unwohler in seinem Körper, auch weil man vielleicht merkt, wie man langsam zunimmt - da drückt der aufgeblähte Bauch gegen das enge Top oder die Skinny Jeans kneift in den Po. Das ist NORMAL und ich selbst musste da auch durch. Es ist hart zu merken, wie die Sachen enger werden. Aber es ist ein Zeichen dafür, dass man auf dem Weg zur Gesundheit ist! Am besten trennt man sich von all den Klamotten, die einen an die Krankheit erinnern und die einen während seines niedrigsten Gewichts passten. Ansonsten will man nur an der Essstörung festhalten. Weite Sachen eignen sich perfekt in so einer Situation: große Pullover, Jogginghosen, Boyfriend Jeans, verschiedene Kleider oder auch Jumpsuits im Sommer finde ich sehr bequem, aber ich trage auch gerne Leggings, solange die aus weichem Material sind und nicht sehr eng anliegen.
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  • Fokus weg vom Körper. Das ist leichter gesagt als getan, aber versuche wirklich, so gut es geht, dich auf andere Dinge statt deinen Körper oder das Essen zu fokussieren. Dazu gehört auch, nicht ständig in den Spiegel zu gucken ("Body Checking") - es macht dich nur verrückt und wird dir in keiner Weise weiterhelfen. Man nimmt nicht in einer Stunde zu. Man wird auch nach drei Tagen keine sichtbare Gewichtszunahme sehen können. Daher ist es am besten, seinen Körper nicht ständig in irgendeiner Weise zu messen oder zu begutachten. Nur die Essstörung will, das du das tust und rät dir ein, du wärst viel zu dick geworden (Achtung: sie lügt!). Und bedenke, dass man sich aufgrund der Körperschemastörung, die bei einer Essstörung in den meisten Fällen mit auftritt, seinen Körper eh nicht richtig wahrnehmen kann. Vertraue also nicht unbedingt dem Blick in den Spiegel. Beschäftige dich mit anderen Dingen, suche dir Hobbies oder verbringe Zeit mit Menschen, bei denen du dich wohl fühlst. Das wird dir weitaus mehr bringen als sich nur auf seinen Körper zu fokussieren.
  • Behalte im Kopf, dass am Ende alles gut werden wird. Es mag dir jetzt total schlecht gehen. Du findest dich vielleicht unglaublich dick und würdest am liebsten alles aufgeben. Aber ich kann dir versichern, dass diese Gefühle nicht für immer bleiben. Man gewöhnt sich an seinen gesunden, fülligeren Körper. Man wird sich in ihm besser denn je fühlen. Aber das wird man erst erkennen, wenn man es bis zu diesem Punkt auch durchhält. Ich habe mal einen Spruch gehört, den ich mir immer sage, wenn ich mich wegen meines Gewichts schlecht fühle: "Wenn ich erst einmal gesund bin, werde ich mich nicht mehr dick fühlen" - was so wahr ist. Glaub nicht alles, was du denkst. Harte Arbeit wird belohnt.
Das waren meine persönlichen Tipps, wie ich mit der Gewichtszunahme klarkomme. Nicht jeder Tag ist einfach, aber es geht voran. Es ist nichts schlimmes, zuzunehmen, genauso wenig ist es etwas gutes, abzunehmen. Unsere Gesellschaft labelt diese Dinge als "gut" und "schlecht", dabei kann man gar nicht pauschal sagen, ob eines der beiden eben gut oder schlecht ist. Das kommt immer auf die individuelle Situation und Person an. Wer seine Tipps, wie er oder sie mit der Gewichtszunahme klar kommt, teilen möchte, kann das gerne in den Kommentaren tun!
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