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Meine 200h Yogalehrer-Ausbildung

Als ich letztes Sommer eine Absage von meiner Wunsch-Uni bekommen habe, stand ich vor der Frage: Wie kann ich die Zeit bis zum nächsten Bewerbungsversuch sinnvoll nutzen? Mithilfe der Unterstützung meiner Familie habe ich mich dazu entschlossen, eine Ausbildung zur Yogalehrerin anzufangen. Und jetzt im Nachhinein betrachtet war das die beste Entscheidung, die ich treffen konnte.
Bild von Pinterest

Die Ausbildung, für die ich mich entschieden habe, bestand aus 200 Unterrichtsstunden, die über acht Ausbildungswochenenden verteilt waren. Die Termine fanden ca. ein Mal im Monat statt. Manchmal werden 4-wöchige Yogalehrer Ausbildungen angeboten, doch da war mir von Anfang an klar, dass das nichts für mich wäre. Somit hatte ich bei meiner Ausbildung zwischen den einzelnen Terminen immer Zeit, den Unterrichtsstoff nochmal zu wiederholen und richtig sacken zu lassen.

Begonnen hat die Ausbildung im Oktober 2018. Da ich in meiner Heimatstadt kein passendes Ausbildungsinstitut gefunden habe, entschloss ich mich dazu, eine Ausbildung in einer anderen Stadt zu machen. Das bedeutete, dass ich in regelmäßigen Abständen allein verreisen müsste. Für mich war es eine noch ungewohnte und beängstigende Erfahrung, ganz auf mich allein gestellt zu sein. Doch ich glaube, dass ich gerade durch den Yoga besser mit dieser Herausforderung umgehen konnte. Angst war anfangs noch da, doch je öfter ich alleine wegfuhr, desto mehr Gefallen fand ich an den kleinen bisschen Unabhängigkeit, das ich durch das pendeln bekam.

Auch aufgrund der Sozialphobie spürte ich einige Ängste in mir aufsteigen. Eine komplett neue Situation mit mir fremden Menschen würde auf mich warten. Und niemand Bekanntes war da, der mich hätte begleiten können.

Doch bereits nach dem allerersten Ausbildungstag wurden die Ängste deutlich weniger. Die Mädels (wir waren ursprünglich eine reine Frauengruppe, zu der sich erst gegen Ende der Ausbildung ein Mann dazu gesellte) waren alle unglaublich lieb und nett. Liegt bestimmt am Yoga ;) Die Hemmungen wurden nach und nach weniger, sodass ich mich immer öfter traute, an den Gesprächen und Diskussionen in der Gruppe teilzunehmen.


Unsere Lehrerin war zudem auch ein Engel. Sie ist eine so liebe, aufmerksame und weise Frau - von ihr konnte man wirklich total viel lernen. Und mich begeisterte es außerdem noch, wie geschmeidig und leicht ihre Bewegungen aussahen - fast so, als würde sie beim Yoga über den Boden schweben! Man merkte ihr an, dass sie jahrelange Erfahrungen mit dem Yoga gesammelt hat.

Der Unterricht bestand sowohl aus Praxis als auch aus einem Großteil Theorie. Ausbildungsinhalte waren die Geschichte des Yoga, Patanjali und der achtgliedrige Yoga-Pfad, sequentieller Aufbau einer Class, Pranayama, Meditation, Adjustments, Anatomie und Philosophie; ein Flow wurde hier und da immer mal wieder dazwischengeschoben.

Anders als damals in der Schule war der Inhalt des Unterrichts sehr interessant. Vor allem war es total spannend, wieviel man aus diesen theoretischen Inhalten auf seinen Alltag, sein eigenes Leben übertragen kann! Wir diskutierten oft über verschiedenste Themen (zum Beispiel beim achtgliedrigen Pfad, wie man diesen bei sich selbst integrieren kann) und erzählten von unseren Erfahrungen mit dem Yoga. Ich war teilweise echt wissbegierig und schenkte dem Unterricht immer meine volle Aufmerksamkeit.

Ähnlich wie auch in der Schule gab es auch Hausaufgaben, die wir zwischen den einzelnen Ausbildungsterminen erledigten. Zum einen mussten wir ein Yoga- und Meditationstagebuch führen, zum anderen gab es fünf Bücher zu lesen, zu denen wir jeweils einen Buchreport schreiben sollten. Die Bücher wurden im Unterricht nochmal genauer besprochen, falls man etwas nicht verstanden hat - und es gab definitiv einige Dinge, die man als Laie nur schwer verstehen konnte. Da hat es sehr geholfen, alles nochmal mit einem Experten zu besprechen.

Auch beim praktischen Teil der Ausbildung konnte ich viel Neues lernen. Vorerst hatte ich wirklich Angst gehabt, dass mir die Praxis zu anstrengend werden könnte - ich bin nicht grade ein Muskelprotz und an Ausdauer sprudle ich auch nicht unbedingt über. Meine Angst hat sich jedoch nicht bestätigt: die Praxis war zwar fordernd, aber dennoch machbar und vor allem wohltuend. Man kam gut mit, egal, auf welchem Level man stand. Es ist auch nochmal was ganz anderes, mit einem Lehrer in der Gruppe Yoga zu praktizieren als allein zu Hause, wie ich festgestellt habe. Es herrscht eine wunderbar harmonische Energie im Raum und man kann sich viel besser auf die Praxis konzentrieren als wenn man zu Hause ist und man vermutlich noch von den Mitbewohnern beim üben unterbrochen wird. Zudem hat man noch einen professionellen Lehrer an seiner Seite, der einem dabei hilft, seine Praxis auszubauen und zu verbessern.

Wie cool sind diese Yoga-Blöcke bitte? Ich liebe den Spruch, der auf ihnen steht!

Mit der Zeit hat man natürlich auch gelernt, selbst Hand anzulegen und den Lehrer zu spielen. Das erste Mal den Lehrer zu machen war unglaublich nervenaufreibend - ich war so nervös, obwohl ich ja meine Mädels gut kannte und wusste, dass wir noch am üben sind und keiner den anderen verurteilen würde. Nach und nach ging das anleiten immer mehr ins Blut über. Man lernt, seine Stimme richtig einzusetzen, passende Worte zum anleiten zu finden und vor allem auch, wie man den Teilnehmern Hilfestellungen geben kann.

Gerade der letzte Aspekt hat mich persönlich wachsen lassen. Als normalerweise sehr schüchterner Mensch war ich gezwungen, vor mehrere Leute zu treten, mich zu präsentieren und vor allem auch meine Stimme zu erheben - alles andere als eine einfache Sache. Aber ich hatte keine andere Wahl: ich musste mich dieser Angst stellen. Und zu meiner Überraschung habe ich das auch gut gemeistert! Je öfter man es tut, desto besser wird es. Ich trete nun viel selbstsicherer auf als noch am Anfang der Ausbildung, wo man rumstotterte oder kurze Blackouts vor der Gruppe bekam.

Im Juni diesen Jahres stand die Prüfung an, die einen theoretischen und einen praktischen Teil beinhaltete. Auch wenn ich davon überzeugt war, dass Jede(r) von uns die Prüfung sehr gut meistern würde, hatte ich tierisch großen Respekt davor und bereitete mich dementsprechend auch gut für die Prüfung vor. Der Theorie-Teil der Prüfung beinhaltete einen Multiple-Choice-Test mit allerlei gar nicht so einfachen Fragen; im praktischen Teil musste jeder Schüler einen Flow vorbereiten und diesen vor der Ausbildungsgruppe unterrichten. Und wie erwartet hat Jeder die Prüfung erfolgreich bestanden :)

Es war so ein schönes Gefühl, endlich das Diplom in den Händen zu halten und nun offiziell Yogalehrerin zu sein. Wie cool ist das denn bitte? Darüber hinaus habe ich in dieser Ausbildung so viele tolle Erfahrungen sammeln und tolle Menschen kennenlernen dürfen. Ich bin unglaublich dankbar, dass ich diese Erfahrung machen durfte. Ohne Frage würde ich sie jederzeit wiedermachen wollen! Und im Prinzip tue ich das auch, denn im Dezember werde ich meine Ausbildung fortsetzen. Ihr könnt euch gar nicht vorstellen, wie sehr ich mich schon darauf freue! Nachdem ich schon so positive Erfahrungen mit den ersten 200 Stunden gesammelt habe, bin ich mir sicher, dass mich viel Positives auch in der weiterführenden 300-Stunden-Ausbildung erwarten wird.

Der kleine Buddha war ein kleines Souvenir von meinem Bruder, als er Vietnam bereist hat :)

Meine Erfahrungen mit Therapie

Eine therapeutische Begleitung wird bei psychischen Krankheiten immer empfohlen - aus gutem Grund. In der Therapie kann man über alles reden, was einem auf dem Herzen liegt und zusammen mit dem ihr/ihr arbeitet man an seinen Gedanken und seinem Verhalten. Bedingt durch meine Erkrankung hatte ich schon mehrmals eine Psychotherapie in Anspruch genommen und möchte euch mal meine Erfahrungen damit teilen.
2014 entschloss ich mich, nach mehr als einem Jahr Essstörung, eine Therapie zu machen. Die Suche nach einem passenden Therapeuten war alles andere als einfach. Viele sind leider nicht auf Essstörungen ausgelegt bzw. wollten viele mich damals gar nicht therapieren, da ich noch im Untergewicht war. Mehrere Male erhielt ich also Absagen und wurde immer unmotivierter, was das anging. Eine Klinik kam für mich nicht in Frage, auch wenn mir das immer wieder empfohlen wurde. Nach langem Suchen hat meine Mutter dann endlich jemanden kontaktieren können, die mich als Patientin behandeln würde. Die Therapeutin war allerdings mehr oder weniger eine "Notlösung", da sie normalerweise keine Essstörungen behandelt. Doch zu dem damaligen Zeitpunkt war mir das erstmal egal - jede Hilfe wurde dankend von mir und meiner Familie angenommen.

Anfangs war es noch recht ungewohnt für mich, zur Therapie zu gehen, doch man gewöhnt sich schnell daran. Auch wenn ich mich gut mit der Therapeutin verstanden habe, wurde mir bald klar, dass sie mir nicht helfen konnte. In den Sprechstunden haben wir eigentlich nur über die Klinik geredet, nie so wirklich über meine Gedanken oder Probleme. Sie war extrem auf mein Gewicht fixiert und hat mir immer nur ans Herz gelegt, dass ich zunehmen müsse, um überhaupt mit ihr richtig arbeiten zu können. Mir war und ist bewusst, dass ein gesundes Gewicht extrem wichtig für die psychische und physische Gesundheit ist, aber statt mir mit der Zunahme zu helfen, hat sie mich nur unter Druck damit gesetzt. Gesundheitlich ging es also kaum voran und mich haben die Besuche bei ihr mehr gestresst als dass sie mir geholfen haben, bis wir schließlich nach ca. einem halben Jahr einen Schlussstrich ziehen mussten. Sie wollte nicht mehr die Verantwortung für mich übernehmen, selbst als es mit meinem Gewicht nach oben ging, und wir haben die Therapie abgebrochen - ohne wirklich Fortschritte gemacht zu haben. Trotzdem bin ich ihr im Nachhinein dankbar, dass sie mich überhaupt als Patientin angenommen hat und ihr bestes tat, um mir zu helfen.

Daraufhin habe ich eine neue Therapie angefangen bei einer eher "alternativ veranlagten" Therapeutin. Was mich dabei sehr belastet hat war, dass man für jede Sitzung Geld privat zahlen musste, da die Krankenkasse diese Art der Therapie nicht unterstützt hat. Schuldgefühle kamen deswegen bei mir auf, doch meine Eltern versicherten mir jedes Mal erneut, dass das für sie okay sei - immerhin geht es um meine Gesundheit und da ist Geld zweitrangig. Ich wurde schnell von der Therapeutin aufgenommen und sie konnte mir anfangs sehr helfen. Zwar war ich noch etwas verschlossen, doch sie hatte irgendwie die Fähigkeit, hinter meine Worte und mein gesagtes zu blicken. Manchmal ließ sie mich sogar Texte schreiben, aus denen sie dann meine Bedenken und tiefen Sorgen herauslesen konnte - sie hat meine Liebe zum schreiben erkannt, doch es hat lange gedauert, bis ich dann so mit dem schreiben angefangen habe, wie ich es jetzt tue. Als ich dann wieder zur Schule ging, mit dem Stress überfordert war, erlitt ich einen heftigen Rückfall. Zu der Zeit haben wir uns auch seltener gesehen, weil ich aufgrund der Schule weniger Zeit hatte, und ich verschloss mich ihr gegenüber immer mehr. Am Ende hat es gar nicht mehr mit ihr funktioniert; es ging in den Sprechstunden nur um Schuldzuweisungen, dass ich alles kaputt mache; ich verlor komplett das Vertrauen zu ihr und bin nach den Sitzungen teilweise in Tränen ausgebrochen. Somit habe ich die Therapie abgebrochen und mich auf die Suche nach einem neuen Therapeuten gemacht.

Danach folgte eine viel zu lange Phase bestehend aus unzähligen Anrufen, Vorstellungsgesprächen und Enttäuschungen. Meine Mutter hat mir zu Liebe gefühlt jeden Therapeuten in unserer Stadt angerufen und um Hilfe gebeten, doch die meisten lehnten mich aufgrund meiner körperlichen Verfassung ab. Immer wurde uns die Klinik ans Herz gelegt, doch das kam einfach nicht in Frage für mich. Ich war bei ein paar Vorstellungsgesprächen, aus denen jedoch nichts geworden ist. Die erste Therapeutin klang sehr vielversprechend und wollte mich erst auch als Patientin aufnehmen, doch leider war es ihr "zu heikel" mit mir. Bei einer anderen, die auch privat bezahlt werden müsste, war die Enttäuschung immens groß. Meine Mutter kam mit zu dem Gespräch und sie war am Ende enttäuschter als ich - die Therapeutin hat uns leicht "für dumm verkauft", hat uns mehr runtergerissen als geholfen und wollte am Ende für dieses katastrophale Gespräch auch noch Geld von uns haben... Großer Daumen nach unten. Nach einigen Monaten Wartezeit und einer besseren körperlichen Verfassung wurde ich dann von einer anderen Therapeutin zum Gespräch eingeladen. Ich hatte mir viel von ihr erhofft, da ich schon eine Weile auf ihrer Warteliste stand, doch das Gespräch mit ihr lief wieder nur darauf hinaus, dass ich in eine Klinik gehen sollte und sie mir nicht helfen kann. Ab dann hatte ich erstmal die Schnauze voll von Therapeuten.

Ca. ein halbes Jahr später habe ich dann eine erneute Chance bei einer wieder anderen Therapeutin bekommen. Ich bin mehrere Male zum "kennenlernen" in ihre Praxis gegangen. Mit ihr kam ich allerdings gar nicht zurecht. Bei jedem Besuch in hatte ich das Gefühl, mich vom neuen vorzustellen. Sie hatte andere Ansichten als ich, was einzelne Themen anging. Außerdem sollte ich einen Esstagebuch führen, damit sie sich ein besseres Bild von mir machen kann - zu einer Zeit, wo ich bewusst viel weniger als sonst gegessen habe. Sie meinte nur, dass ich mehr als genug esse. Man kann sich vorstellen, wie verärgert und gleichzeitig auch wütend ich war, wenn sie mein restriktives Verhalten als "vollkommen in Ordnung" einstuft. Aus Verzweiflung hätte ich beinahe einer Therapie mit ihr zugesagt - sie wäre die erste nach langer Zeit gewesen, die dazu bereit gewesen wäre - doch im Nachhinein bin ich extrem froh, dass ich das nicht getan habe. Die Chemie zwischen uns hat alles andere als gut funktioniert.

Wie sich jetzt herausstellte, war es auch die richtige Entscheidung, geduldig zu bleiben und weiterhin die Hoffnung zu behalten, dass ich einen Therapeuten finden würde. Ein halbes Jahr später habe ich meine jetzige Therapeutin kennengelernt. Es ist nicht immer einfach mit ihr, doch sie gibt mir genau die Art von Unterstützung, die ich brauche, wofür ich unendlich dankbar bin. Wir reden über meine Ängste, arbeiten aktiv daran, sie zu bekämpfen, setzen neue Ziele, hinterfragen bestimmte Gedanken und Verhaltensweisen. Bei ihr fühle ich mich gut aufgehoben und sie nimmt mich auch wirklich ernst. Sie ist ein echter Glücksgriff und ich weiß, dass sie mich weiterhin gut unterstützen und begleiten wird.

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Der Post sollte dazu dienen zu zeigen, dass es sowohl nicht einfach ist, einen Therapeuten zu finden, so wie auch, dass die Suche mit vielen Enttäuschungen verbunden sein kann. Teilweise finde ich es echt krass, wie lange man auf einen Therapieplatz warten muss und wie mit Essgestörten umgegangen wird - es kommt mir so vor, als würde diese Krankheit sehr ungern behandelt werden, als würde es sich keiner zutrauen, an Essstörung Erkrankte zu betreuen. Vielleicht sehe aber auch nur ich das so. Hat man aber einen passenden Therapeuten gefunden, kann einem dieser wirklich sehr bei dem Kampf gegen die Krankheit helfen. Aber man sollte auch nicht vergessen, dass einem der Therapeut nicht die Arbeit abnehmen kann - man muss schon selbst an sich arbeiten und seinen Ängsten in die Augen blicken. Das kann einem keiner abnehmen. Man muss glaube selbst die Erfahrung machen und sehen, ob einem eine Therapie hilft oder nicht. Ich würde es auf jeden Fall jedem Betroffenen ans Herz legen, eine Therapie zumindest mal auszuprobieren, bevor man voreilige Schlüsse zieht und meint, sie würde nicht helfen. Wenn jemand ähnliche Erfahrungen gemacht hat, kann er oder sie es mich gerne wissen lassen!

Meine Ziele

Wie ich euch bereits gesagt habe, setze ich mir zum neuen Jahr keine neuen Vorsätze - ich behalte meine bisherigen Ziele weiter bei. Ziele im Leben zu haben finde ich wichtig, denn sie geben unserem Leben eine Richtung und einen gewissen Sinn. Ohne sie würden wir jeden Tag nur so dahin leben und viele großartige Erlebnisse und Chancen verpassen, da uns eben der Antrieb, etwas zu tun, fehlt. Aus Erfahrung kann ich sagen, dass Ziele mich um einiges "lebensfroher" machen: wenn ich nämlich keine Ziele vor Augen habe, fehlt mir die Motivation zu allem; ich werde antriebs- und hoffnungslos, falle schließlich in ein Loch. So ging es mir nachdem ich mein Abi geschafft hatte. Unklarheit, wie es in meinem Leben weiter ging, ob Studium, Ausbildung oder FSJ.

Deswegen finde ich es so wichtig, Ziele zu haben und diese auch aufzuschreiben. Wenn man seine Ziele schriftlich vor Augen hat, kann man sie nicht so schnell vergessen, man kann besser priorisieren, besser planen und ist dadurch auch viel motivierter, diese einzuhalten. Träumen ist erlaubt, denn wer weiß, was für unglaubliche Dinge passieren können? Beim aufschreiben visualisiert man seine Zukunft außerdem zusätzlich, was der Erfüllung des aufgeschriebenem hilft (à la Gesetz der Anziehung). Und ich dachte mir, dass es mich persönlich darüber hinaus noch mehr motivieren würde, wenn ich meine Ziele mit der Welt teile. So habe ich nämlich das Gefühl, dass mich die Leute jederzeit prüfen könnten, wie ich mit diesen vorankomme. Vielleicht inspirieren sie ja auch den ein oder anderen, wer weiß?

  • Gesund werden. Mein größtes Ziel. Denn von diesem hängt auch alles andere in meinem Leben ab... Dieses Ziel unterteilt sich nochmals in viele kleinere, wie ein gesundes Gewicht erreichen (und halten!), mit dem Kalorienzählen aufhören, ein normales Essverhalten entwickeln, keine Angst mehr vor bestimmten Lebensmitteln haben und, und, und. Ich weiß, dass ich noch einen weiten Weg vor mir habe diesbezüglich, doch nichts ist unmöglich!
  • Studieren. Ich möchte gerne dieses Jahr mit studieren anfangen und das Studium natürlich dann in ein paar Jahren auch beenden. Ich freue mich sogar schon ein bisschen darauf, wieder etwas zu tun zu haben und mich gleichzeitig mit Dingen zu befassen, die mich auch interessieren - da wird das lernen gleich viel einfacher.
  • Mehr Bloggen. Sowohl auf Instagram als auch auf diesem Blog möchte ich aktiver werden und vor allem meine "Blogging-Skills" verbessern, also schönere Fotos schießen, mehr Leute mit meinen Beiträgen erreichen usw.. Mir macht das bloggen viel Spaß und es ist etwa, das ich definitiv noch lange beibehalten möchte!
  • Neue Freundschaften schließen. In den letzten Jahren mussten meine sozialen Kontakte sehr leiden bedingt durch die Krankheit, sodass ich jetzt nur noch sehr wenige Freunde habe... Dabei merke ich immer wieder, wie wichtig soziale Kontakte und Freunde sind. Nicht, dass man viele Freunde braucht im Leben, um glücklich zu sein - nein, es reichen auch ein paar wenige, sehr enge Freundschaften. Doch selbst daran mangelt es mir. Es geht mir bei diesem Ziel auch nicht nur darum, neue Leute kennenzulernen, sondern auch, mehr rauszukommen und mehr zu unternehmen. 
  • Fitness. Ja, ich würde sehr gerne etwas mehr Fitness und Sport in meinem Leben einbauen. Doch ich weiß auch, dass ich dafür erstmal gesundheitlich gesehen auf einem besseren Stand sein muss. Hier geht es mir aber nicht nur um die Bewegung, sondern auch mehr um meine Gesundheit: z.B. hilft Kraftsport, um die Knochen zu stärken. Und, was vielleicht ein bisschen "random" ist: ich möchte einen Spagat können. Davon träume ich ehrlich gesagt schon, seit ich ein kleines Kind bin. Irgendetwas begeistert mich daran, so flexibel zu sein...
  • Reisen. Ich bin in meinem Leben wirklich nicht viel rumgekommen und möchte endlich mal mehr von der Welt sehen! Mein größter Wunsch ist, einmal nach Las Vegas zu fliegen, in die Casinos zu gehen, all die verrückten Menschen zu treffen und die vielen Attraktionen zu bestaunen. Des Weiteren möchte ich einmal nach Tokyo, nach London, Paris (obwohl ich dort schon mal war), New York, Australien und Norwegen. Oh, und ich möchte UNBEDINGT ins Disneyland! Einer der magischsten Orte, von denen ich je gehört habe.
  • Ein Buch schreiben. Das ist so ein großer Wunsch von mir! Ich liebe schreiben ja, das wisst ihr bestimmt. Und wenn sich dieser Wunsch wirklich erfüllen sollte, dann wäre mein Leben glaube komplett. Wie man es sich vielleicht denken kann, möchte ich ein Buch über meinen Weg aus der Essstörung schreiben. Denn es gibt so viel, was ich erzählen und berichten möchte; und vor allem möchte ich allen Betroffenen da draußen Hoffnung mit meinen Worten schenken.
  • Einen Ted-Talk halten. Klingt vielleicht komisch, aber ich finde die Vorstellung, einen eigenen Ted-Talk zu halten, unglaublich cool. Auch wenn es mir nicht grade leicht fällt, vor anderen Leuten zu reden, würde ich es so gerne machen. Um andere zu inspirieren und Kraft zu schenken, vielleicht um irgendwelche Vorurteile aus den Weg zu räumen und in den Köpfen der Zuhörer einen Schalter umzulegen. Das wäre echt ein tolles Gefühl, wenn dieser Wunsch Wirklichkeit wird.
  • Lifestyle. Öfter "ja" sagen. Mehr rausgehen, mehr sehen, mehr erleben. Und mehr auf meinen Körper achten, ihn pflegen, ihm Gutes tun. Denn das wurde in den letzten Jahren auch viel zu oft vernachlässigt, leider.
So, das waren jetzt gar nicht mal so wenige Ziele. Doch es fühlt sich gut an zu wissen, was ich alles vor mir habe. Und es scheint nun auch viel greifbarer, jetzt, wo ich es schwarz auf weiß vor Augen habe. Ich kann es euch also wirklich nur ans Herz legen, eure Ziele aufzuschreiben! Teilt eure Ziele auch gerne mit mir, ich würde mich freuen, eure zu hören :)


Eine kleine Geschichte

Sonntag Nacht musste ich mich an eine Geschichte erinnern, die ich vor 2 oder 3 Jahren im Rahmen meiner Therapie schreiben sollte. Die Geschichte sollte wie ein Märchen gestaltet sein und eine Verbindung zu mir haben. Was ich damals schrieb, entsprach in etwa dem Text, den ich hier veröffentliche, bloß war sie damals etwas kürzer und nicht so ausgeschmückt mit Details. Meine Therapeutin ließ sie mich ihr vorlesen. Sie machte große Augen und lobte mich für mein geschriebenes. Zu hören, dass jemandem meine Texte gefallen, ist eines der schönsten Komplimente, die man mir machen kann. Ich habe es schon als kleines Kind geliebt, mir Geschichten auszudenken und meiner Kreativität freien Lauf zu lassen. Meine Oma war von meinem Hobby begeistert und schenkte mir deshalb zu fast jeder Gelegenheit ein neues Buch zum Schreiben und mein Beuder war der festen Überzeugung, ich sollte später mal was mit Journalismus machen, wenn ich so gute Texte verfassen kann. In der Schule konnte ich meine Leidenschaft leider nie so ausleben, wie ich es gern gehabt hätte und ich verlor so langsam die Lust am schreiben. Doch meine Fantasie blieb in der Zeit nach wie vor erhalten. 

In der Therapie konnte die Therapeutin aus meinen Texten bestimmte Dinge über mich herauslesen. Irgendwie finde ich es erstaunlich, was sie da manchmal herausgefunden hat und wie viel Wahrheit in ihren Vermutungen steckte. Dabei stelle ich manchmal auch ganz unbewusst eine Verbindung zwischen mir und der Geschichte her, die ich mir ausdenke. So etwas zu machen bereitet mir richtig viel Freude und es hilft mir ungemein. Meine Gedanken und Gefühle über das schreiben auszudrücken fällt mir zehn mal leichter als wenn ich darüber reden müsste. Das schreiben ist für mich etwas ganz besonderes und ich bin froh, meine Leidenschaft dafür in den letzten 2 Jahren wieder gefunden habe.


Ich teile diese Geschichte mit euch, um euch einen kleinen Einblick in meine Welt und mein Unterbewusstsein zu gewähren. Vielleicht inspiriert sie ja auch euch, eine zu schreiben. Und ich würde mich sehr darüber freuen, eure Meinung dazu zu hören.



Es war einmal ein Mädchen, das in einen Schloss der Königin als Dienstmädchen diente. Sie schuftete von Tag zu Tag, tat, was ihr die Königin befahl und widersprach nie ihren Befehlen. Mehrere Jahre lang war sie in dem Schloss gefangen. Sie schrubbte die Böden, bis sie perfekt glänzten, putzte die Fenster, bis man sich in ihnen spiegeln konnte, kochte jeden Tag ein Festmahl, von dem sie nie etwas abbekam. Täglich wurde sie beschimpft und für Dinge beschuldigt, für die sie gar nicht verantwortlich war. Das Mädchen war gefangen, ihrer Freiheit beraubt. Sie konnte sich kaum an das letzte Mal erinnern, das sie glücklich und nach ihrem Willen folgend das tat, was ihr gut tut. Nie durfte sie sich ausruhen. Kein Wunder, dass sie langsam zugrunde ging, sich jede Nacht in den Schlaf weinte.


Eines Tages, sie beobachtete gerade die Vögel draußen, während sie die Fenster polierte, da schwelgte sie in Gedanken daran, wie schön es wäre, einfach zu fliegen. Frei zu sein. Sich leicht und unbeschwert zu fühlen. Es schien ihr unmöglich, jemals diesen Zustand der Freiheit zu erlangen, war sie doch in den Klauen der Königin gefangen. Doch da war diese Stimme in ihr. Dieses tiefe Verlangen nach Freiheit. Sie wusste, dass dieses Leben, das sie gerade führt, nicht für sie bestimmt ist. Das Mädchen spürte, dass es einen Ausweg aus ihrem Leiden gibt.

Sie fasste all ihren Mut zusammen und wagte mitten in der Nacht, während das gesamte Königshaus am schlafen war, einen Fuß vor die Tür zu setzen. Die frische Luft zu atmen tat ihr gut. Das frische Gras zu riechen erfüllte sie mit Freude. Und die nächtliche Kälte war tausend mal angenehmer als die Kälte in ihrem Schlafkeller. Doch etwas hinderte sie daran, sich weiter raus in die Welt zu wagen. Es war die Angst, dass sie es nicht schaffen würde, zu fliehen. So weit wegzufliegen wie es die Vögel taten, die sie so lange Zeit immer beobachtete. Man würde sie finden, wieder zurück ins Schloss bringen und ihr noch mehr Aufgaben als Bestrafung aufhalsen.

Aber irgendwann traute sie es sich dann doch: sie packte ihre Sachen und floh aus dem Schloss. Sie rannte und rannte, stolperte über Steine und Sträucher und rang nach ihrem Atem, bis sie schließlich ein kleines, beschauliche Dorf erreichte, wo man ihr wieder auf die Beine half, ihr eine Behausung anbot und ihr die Unterstützung und Liebe entgegenbrachte, um die sie so lange gebeten hat. Sie war glücklich. Glücklich darüber, dass sie sich getraut hat, aus dem Schloss zu fliehen, auch wenn die Angst unheimlich groß war. Glücklich darüber, dass sie auf diese innere Stimme gehört hat. Glücklich darüber, dass sie überlebt hat - denn noch länger dort zu bleiben hätte sie nicht überstanden. 

In dem Dorf, Ihrer neuen Heimat, fand sie Freiheit. Sie fand Freude. Und vor allem war sie von Liebe umgeben. Das Lächeln, dass sie nun täglich auf ihren Lippen trägt und damit jedem ihr Glück zum Ausdruck bringt, ist Zeichen ihrer Stärke, Zuversicht und ihren Mutes.

Es ist möglich. Alles ist möglich. Habe Vertrauen in dich selbst. Und ehe du dich versiehst, bist du den Fängen der Königin entkommen. Du kannst es schaffen.

Story Time: Angestarrt werden

Ich dachte mir, dass ich euch heute ein paar Geschichten aus meinem Leben mit der Essstörung erzähle, um auch denjenigen einen Einblick in die Krankheit zu gewähren, die mit der Krankheit gar nichts am Hut haben.

Es gibt da ein Restaurant, in das meine gesamte Familie unglaublich gerne essen geht. Es ist eine ziemlich beliebte Location in unserer Stadt, die immer gut besucht ist und typisch deutsches Essen anbietet: Wiener Schnitzel, Ragout Fin, Soljanka, Fisch usw. Aber um das Essen soll es hier in diesem Beitrag nicht gehen. Erzählen möchte ich von dem, was mir dort schon einige Male auf der Toilette passiert ist (keine Angst, hier wird es weder eklig noch intim ;)).

Da das Restaurant so gut besucht ist, kann es auch mal vorkommen, dass man auf der Toilette warten muss, bis eine Kabine frei wird. So war es auch an einem Tag vor längerer Zeit gewesen: ich musste auf Toilette, doch es war alles besetzt. Und ich war nicht die einzige, die warten musste.

Nach ein paar Minuten wurde die Warteschlange kürzer und ich konnte endlich aufs Klo. Wie es sich gehört, habe ich mir danach am Spülbecken die Hände gewaschen, während ich im Spiegel sah, wie mich eine Frau in der Warteschlange anstarrte. Gerade, als ich rausgehen wollte, hielt mich die Frau an und fing an, mit mir zu reden. Ich kannte sie nicht und war deshalb ziemlich verwirrt, was sie denn von mir wolle. Sie hat mich ehrlich gefragt, ob ich von Natur aus so dünn sei. Da ich nicht lügen wollte, sagte ich ihr nein, so sehe ich von Natur aus nicht aus. Die Antwort reichte ihr nicht aus: ihre nächste Frage war, durch was das kommt, ob es selbst herbeigeführt ist (also durch nicht essen) oder wegen einer anderen Krankheit. Trotz dass ich extrem geschockt davon war, dass ich so was von einer Fremden in aller Öffentlichkeit gefragt werde, habe ich ihr kurz und bündig die Wahrheit gesagt, dass ich wenig esse. Immerhin wäre es doch unhöflich gewesen, sie einfach so stehen zu lassen und nicht zu antworten, oder? Sie hob die Augenbrauen, blickte auf mich herab und verschwand mit einem "Aha" aus dem Raum und ließ mich dort dastehen, nun mit weiteren starrenden Blicken von denen in meinem Nacken, die um uns herum standen. Geschockt und peinlich berührt zugleich verließ ich den Raum mit gesenktem Kopf...

Ein anderes Mal - wieder im besagten Restaurant - war ich gerade dabei, mir die Hände zu waschen. Da kam dann eine ältere Frau zur Toilette, die plötzlich hinter mir stehen blieb. Im Spiegel konnte ich sehen, wie sie mich von oben bis unten musterte, doch sie bemerkte anscheinend nicht, dass ich sie sehen konnte, denn sie blieb eine gefühlte Ewigkeit hinter mir stehen. Ich weiß nicht, was ich in ihrem Blick sah, ob es Schock oder Ekel war, aber das ist auch egal. Mir war das einfach furchtbar unangenehm, peinlich und ich kam mir vor wie im Zoo, wie die Attraktion in einem Zirkus, und ich fühlte mich wie gelähmt, konnte genauso wie die ältere Frau mich nicht von der Stelle bewegen. Irgendwann schaffte ich es dann doch, mich umzudrehen, und sie ging peinlich berührt davon. Still und in Gedanken versunken ging ich zurück zu meinen Eltern an den Tisch, wo ich dann weiter von unseren Tischnachbarn angegafft wurde. Es war ein rundum schlechter Tag in der Hinsicht gewesen.

In der Schule hatte ich das bei weitem schlimmste Erlebnis in Sachen angestarrt werden gehabt. Zusammen mit meinem Kurs stand ich vor einem besetzten Zimmer, in dem wir demnächst Französisch haben würden. Am Fensterbrett gelehnt und mit dem Handy in der Hand wartete ich darauf, dass das Zimmer bald frei werden würde. Dann kam der Moment, in dem die Klasse, die das Zimmer besetzte, ihren Unterricht beendete und alle aus dem Zimmer stürmten. Ich würde schätzen, dass es Sechstklässler waren, die da nach und nach in kleineren Grüppchen versammelt das Zimmer verließen.

Dann kam ein Junge aus dem Zimmer raus, der gesehen hat, wie ich da am Fensterbrett lehnte und genervt in die Luft blickte. Er riss Mund und Augen auf, als er mich sah, drehte sich schnell zu seinen zwei Kumpels um, um diese auch auf mich aufmerksam zu machen. Er zeigte total aufgebracht mit dem Finger auf mich, redete wie wild mit seinen Freunden, die alle ihren Blick nicht mehr von meinem Körper wenden konnten. Als ihre Blicke meinen trafen, verstummten sie ganz plötzlich und gingen weiter, so als wäre nichts passiert.

In der Hoffnung, dass dieses unangenehme Erlebnis nun vorbei wäre und ich den Jungs mit meinem Killer-Blick vermittelt hatte, dass sie mich in Ruhe lassen sollen, bin ich in das nun leere Zimmer gegangen. Mein Blick schweifte nochmal zum Gang, um zu gucken, ob die Jungs weg seien. Meine Befürchtung, dass sie noch da waren, bestätigte sich: sie standen dort zu dritt im Gang und warteten darauf, wieder freie Sicht auf mich zu haben und mich zu beobachten. Sie zeigten mit offenen Mündern auf mich und unterhielten sich wahrscheinlich darüber, wie krank ich aussah. Wie man sich denken kann, konnte ich mich danach auf gar nichts mehr konzentrieren in der Französischstunde und musste die ganze Zeit über das Geschehen auf dem Gang nachdenken.

Vor allem das letzte Ereignis war für mich wie ein Schlag ins Gesicht. Mir ist klar, dass mein Körper (mal mehr, mal weniger) Aufsehen erregt mit seinem Aussehen - doch ist das ein Grund dafür, einen Menschen so respektlos zu behandeln, ihm unangemessene Fragen zu stellen und mit dem Finger auf ihn zu zeigen? Ich glaube kaum.  Ich leide unter der Krankheit, genauso wie viele andere auch, und ich spreche glaube im Namen aller Betroffener wenn ich sage: Ich bin ein Mensch und möchte nicht wie ein Tier im Zoo behandelt werden. Ich kämpfe hart und wünsche mir manchmal, dass man mein Leid nicht von außen sehen könnte, damit mir so was erspart bleibt. Es wäre schön, wenn alle Menschen mehr Verständnis für Essstörungen hätten, sie nicht als abartig oder ähnliches betrachten, denn das macht den Genesungsprozess nur schwerer.

Ich hoffe, dass der ein oder andere etwas aus diesem Beitrag mitnehmen konnte. Vielleicht war es nicht der hilfreichste in dem Sinne, dass ich Tipps oder gute Ratschläge gebe. Doch vielleicht hat jemand ähnliche Erfahrungen gemacht und fühlt sich nun nicht mehr so allein sondern weiß, dass andere dasselbe auch durchgemacht haben. Wenn ich nur eine kleine Veränderung mit meinem Blog beitragen kann, bedeutet das echt viel für mich.

In diesem Sinne: lasst euch nicht durch von anderen Leuten unterkriegen und konzentriert euch darauf, dass es euch gut geht.

Mein Umstieg zum Veganismus

Vor über einem halben Jahr habe ich mich entschlossen, mich vegan zu ernähren. Das war kein leichter Schritt für mich, wenn man bedenkt, dass ich mit einer Essstörung zu kämpfen habe. Vor allem meine Eltern hatten Bedenken, dass ich gar nichts mehr essen könnte, wenn ich meine Ernährung so sehr umstelle. Immerhin war ich jahrelang Fleischesser mit Leib und Seele - ein Tag ohne Fleisch, Fisch oder Meeresfrüchte gab es bei mir nie, und mit nie meine ich auch wirklich NIE. Wenn wir im Restaurant essen waren, habe ich mir am liebsten ein Steak oder Garnelen ohne jegliche Beilagen bestellt... Jetzt im Nachhinein ist mir dieser Gedanke sehr unangenehm. Ich hatte Vegetarier immer ausgelacht und konnte mir ein Leben ohne Fleisch und Tierprodukte überhaupt nicht vorstellen. Vor ein paar Jahren konnte ich mit dem Begriff "Veganismus" noch gar nichts anfangen - ich dachte, Veganer wären ganz krasse Ökos, die nur Zeug aßen, was selbst vom Baum gefallen ist (weil man das Obst durch das pflücken ja theoretisch "töten" könnte...). Von dem, was in Schlachthäusern abging, wollte ich auch nichts wissen. Ich war total abhängig von tierischen Produkten, ob es nun ums Essen ging, um Kleidung oder um Kosmetik. Kein Wunder, das mein Umfeld ziemlich erstaunt auf meinen Entschluss reagierte, vegan zu werden.

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Woher kam mein Sinneswandel? Nun ja, mehr oder weniger durch die sozialen Medien. Veganismus wurde immer mehr zum Trend und man konnte sich einfach nicht mehr davor verstecken. So kam es, dass ich mir Gary Yourofskys "Best Speech Ever" angeguckt habe, ohne über die späteren Konsequenzen meines Vorhabens nachzudenken. Ich hätte nie gedacht, dass mich seine Rede so sehr mitnehmen würde - ich dachte immer, ich wüsste bestens Bescheid darüber, was in der Fleisch-, Milch- und Eierindustrie so vor sich geht. Ich lag so was von falsch. Vor allem die Szenen aus der Milchindustrie haben mich geschockt, weil ich es unfassbar finde, wie man einer Kuh ihr gerade erst geborenes Kalb wegnehmen kann. Vielleicht hat mich grade das so geschockt, weil ich so eine enge Bindung zu meiner Mutter habe und ich es mir nicht vorstellen wollte, wie man mich meiner Mutter wegnimmt. Jedenfalls habe ich dann meine Ernährung nach und nach umgestellt, was meine Eltern nicht so lustig fanden, denn vegetarische oder vegane Lebensmittel haben oft weniger Kalorien und nicht genug Mineralstoffe und Vitamine (was so gar nicht stimmt, wie ich später erfahren habe). Somit bin ich erstmal nur Vegetarierin geworden für ein Jahr lang, bevor ich den Umstieg auf vegan gewagt habe.
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In diesem Jahr des Umstieg hatte ich Phasen, in denen mich das Thema Veganismus kaum interessiert hat - viel mehr nutzte ich meinen Vegetarismus oft dazu aus, weniger zu essen, wofür ich mich jetzt im Nachhinein sehr schäme. Als ich mich in der 11. Klasse für ein Thema für meine Facharbeit entscheiden musste, schwirrte mir das Thema Veganismus die ganze Zeit im Kopf. Es war eine perfekte Gelegenheit, um mehr darüber zu erfahren und gleichzeitig etwas Sinnvolles für die Schule zu tun. Komischerweise war meine Biologielehrerin überhaupt nicht begeistert von diesem Thema (sie meinte, ich sollte mich mit Essstörungen beschäftigen, wenn ich schon was mit Ernährung machen wollte...), weswegen ich sie dann Englisch schrieb - komische Kombination, doch es war zum Glück möglich. Da ich mir durch die ganzen Recherchen für die Facharbeit sehr viel neues Wissen aneignen konnte, wurde mein Wunsch, vegan zu werden, immer größer und stärker. Bloß hatte ich zu dieser Zeit gerade einen Rückfall und ich konnte meine Eltern so gar nicht von meinem Wunsch überzeugen, weswegen ich mit dem Umstieg noch warten musste. In der Zwischenzeit habe ich mich dafür mehr über vegane Kosmetik und Kleidung informiert und in diesen Bereichen auf pflanzliche Alternativen geachtet (natürlich mache ich das heute noch, so gut es geht).

Mit der Zeit konnte ich dann aber so gut wie alle Lebensmittel durch vegane ersetzen - bis auf mein tägliches Fresubin, was ich damals dringend gebraucht hatte. Wie sollte man 400 lebenswichtige Kalorien ersetzen? Nach reichlichen Überlegungen und Diskussionen haben mir meine Eltern einen Mixer gekauft, mit dem ich mir selber vegane Shakes und Smoothies zubereiten konnte, womit ich nun auch kein Fresubin mehr trinken musste und mich endlich vegan ernähren konnte!

Bye bye, Fresubin!
Mein Umstieg fiel mir zu diesem Zeitpunkt überhaupt nicht schwer. Lediglich die Vorteile der veganen Ernährung machten sich so langsam bei mir bemerkbar: bessere Haut, mehr Energie, bessere Laune und - bei weitem der für mich GRÖßTE Vorteil der veganen Ernährung - die beste Verdauung, die ich jemals hatte. Jahrelang habe ich mit den übelsten Blähungen und Verstopfungen zu tun gehabt, doch das hat sich durch den Umstieg immens verbessert! Blähungen habe ich immer noch, aber nicht so schlimm wie als ich omnivor war. Ich glaube, dass mich vor allem die Milchprodukte sehr aufgebläht hatten, obwohl ich gar keine Laktoseintoleranz hatte bzw. habe. Und Verstopfungen habe ich eigentlich gar nicht mehr seit dem Umstieg. Wer also Probleme mit der Verdauung hat, dem kann ich die vegane Ernährung wärmstens empfehlen!

Die anfänglichen Bedenken meiner Eltern waren wie weggeblasen als sie gesehen haben, wie gut es mir mit der veganen Ernährung ging. Das zunehmen klappte auch, was ja die meisten bezweifelten. Es gibt genug kalorienreiche, gesunde und vegane Lebensmittel, die bei einer Gewichtszunahme helfen können. Außerdem half mir der Gedanke, dass man durch den Veganismus auch etwas Gutes tut für die Umwelt und die Tiere. Das hat mir das Essen um einiges erleichtert und ich konnte mir mehr erlauben, weil ich Essen nicht mehr mit etwas schlechtem verbunden habe. Ich konnte mich endlich wieder an Dinge rantrauen, die ich mir jahrelang verboten habe. Zum Beispiel habe ich nach 2 Jahren wieder Schokolade probiert, einfach nur weil ich wissen wollte, wie vegane Schoki schmeckt. Ich bin viel offener für neue Gerichte geworden und das nur, weil ich alle veganen Alternativen ausprobieren wollte. Mein Blutbild war übrigens auch völlig in Ordnung. Alles in allem ging es mir nach dem Umstieg so gut wie noch nie, wobei ich natürlich auch einen Teil meiner guten Laune Recovery zu verdanken habe. Mittlerweile hat sich die anfängliche Begeisterung und das Hochgefühl auch wieder etwas gelegt, doch ich stehe natürlich immer noch hinter dem Veganismus.


Gab es denn irgendwelche Nachteile der veganen Ernährung, die ich bemerkt habe? Ein paar. Zum einen tendiere ich etwas zu einer "zu gesunden" Ernährung, das heißt also, dass ich Phasen habe, in denen ich mir nur kaum verarbeitete Lebensmittel genehmige und sehr darauf achte, dass ich jeden Tag so und soviel Grünzeug, so und soviel Beeren und schön viele Superfoods zu mir nehme. Zwar esse ich genug, aber einfach viel zu gesund und einseitig. Durch diese Einstellung kommen noch mehr Fear Foods auf meine Rote Liste hinzu. In diesen Phasen habe ich dann auch vermehrt mit Blähungen zu kämpfen und unterteile Lebensmittel ganz strikt in gesund und ungesund. Auch habe ich ein Problem mit Fett bekommen, da ich von der High-Carb-Ernährung sehr angetan war. Diese "Nebenwirkungen" habe ich aber eher der Gesellschaft und den Medien zu verdanken, weniger dem Veganismus wie ich finde. Zum anderen habe ich manchmal das Gefühl, mir zu viel zu verbieten. Leider gibt es bisher nicht für alle Lebensmittel eine vegane Alternative und ich muss zu vielem "nein" sagen. Durch die Magersucht habe ich nun schon wenige "Safe Foods" und die Menge an diesen ist mit dem Veganismus noch ein Stückchen kleiner geworden. Mein größtes Problem war anfangs zum Beispiel, dass ich kein Ben & Jerry's mehr essen konnte - mein allerliebstes Lieblingseis. Mittlerweile kann ich ganz gut ohne das Eis leben und zum Glück soll es ja bald veganes Ben & Jerry's in Deutschland geben. Außerdem hasse ich es auch, dass man sofort dieses Label als "Veganer" aufgedrückt bekommt. Es ist zwar besser als immer nur "die Kranke", "die Magersüchtige" oder "die Verrückte" zu sein, doch ich möchte einfach nicht darüber definiert werden, was ich esse und wie ich mich ernähre. Es macht mir oft zu schaffen, vor allem wenn ich mir dann noch blöde Kommentare und Veganer-Witze von voreingenommenen Leuten anhören muss.

Manchmal habe ich zwar Zweifel, ob es die beste Entscheidung gewesen war, während meiner Recovery auf vegan umzustellen. Auf der anderen Seite hingegen bin ich mehr als froh, nicht länger mit dem Umstieg gewartet zu haben und dass ich nun all die Vorteile des Umstiegs genießen kann. Ich hoffe, dass der Veganismus nicht nur Trend bleibt. Es wäre schön mitzuerleben, wie immer mehr Menschen vegan werden, wie es immer mehr vegane Produkte in den Läden gibt und wie immer weniger Tiere leiden müssen. Mich freut es sehr, wenn Leute aus meinem Umfeld auf das Thema aufmerksam werden, vegane Gerichte probieren und immer offener dafür werden. Und zum Glück sieht es im Moment so aus, als würde die Menschheit immer offener für den Veganismus werden.


Essen ist Medizin

Ich weiß noch, wie ich mir am Anfang meiner Genesung so viele Gedanken darum gemacht habe, wieviel man essen sollte, um gesund zu werden. Tä...