Ein paar Gedanken über Selbstliebe

"Du kannst keinen anderen lieben, wenn du dich selbst nicht liebst" - wie oft habe ich mir wohl diesen Spruch schon durch den Kopf gehen lassen? Etwas wahres ist da dran. Denn wie soll je eine gute Beziehung entstehen, egal ob auf romantischer, familiärer oder freundschaftlicher Basis, wenn man eine der beiden Personen nicht einmal leiden kann: sich selbst.
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Heutzutage, so habe ich das Gefühl, wird Selbstliebe total verpönt. Es wird als egoistisch dargestellt, wenn man sich selbst was Gutes tut und seine Bedürfnisse ab und zu mal über die der anderen stellt, sich Zeit für sich selbst nimmt. Aufopfern wird in der Gesellschaft groß geschrieben: der, der am meisten für andere tut, sich selbst zum Wohle der anderen vergisst und sich selbst als unwichtig abstempelt, wird von den Menschen hoch gelobt. Doch was ist denn so feierlich daran, sein eigenes Wohlbefinden zu ignorieren?

Dieser Glaubenssatz, dass andere wichtiger seien als ich, hat mich eine sehr lange Weile belastet. Und ich bin mir sicher, dass tausende von Menschen da draußen ebenfalls unter diesem Glaubenssatz leiden. "Leiden", weil es wirklich eine Qual ist, mit dieser Art negativer Gedanken sein Leben zu verbringen. Du bist wichtig. Sogar sehr wichtig. Ohne dich wäre die Welt jetzt nicht so, wie sie ist. Auch wenn du es nicht siehst, aber du machst einen Unterschied in dieser Welt. Vielleicht nicht einen so großen wie ein Politiker oder Unternehmer, aber definitiv einen kleinen in der Welt deiner Freunde, deiner Familie und so vielen anderer Menschen. Denke dran: es sind die kleinen Dinge im Leben, die wirklich zählen.

Liebe muss man sich nicht verdienen. Sie ist bedingungslos. Und das gilt auch für die Liebe dir selbst gegenüber: du solltest dich nicht erst lieben, wenn du X erreicht hast, sondern JETZT. Ohne Ausnahmen, ohne wenn und aber. Egal, in welcher Situation du jetzt gerade bist. Ich dachte ganz lange, dass ich mich nicht selbst lieben dürfte, da ich krank sei. Mich selbst in dieser Situation zu lieben setzte ich gleich damit zu akzeptieren, dass ich halt krank bin und nichts daran ändern kann. Aber dieser Gedanken ist grundlegend falsch. Man sollte die Lage akzeptieren, auch wenn sie sehr negativ ist. Aber das heißt nicht, dass man das Handtuch wirft und resigniert. Akzeptanz sollte bedeuten, dass man die Situation annimmt, um nicht mehr gegen sie zu kämpfen und damit nicht mehr seine ganze Energie auf das negative lenkt. Stattdessen nutzt man seine neu gewonnene Energie dafür, das Leben zum positiven zu verändern. Das kann erst mit der Akzeptanz geschehen. Weg vom bekämpfen, hin zum erschaffen.

Man muss nicht erst sein Abi machen, um sagen zu können, dass man stolz auf sich ist. Man muss nicht erst tausend Euro beim Friseur lassen für einen neuen Haarschnitt, um sich selbst als schön anzuerkennen. Man muss sich nicht erst die Bestätigung anderer holen, um von sich selbst behaupten zu können, dass man es zu etwas gebracht hat. So, wie du jetzt bist, solltest und darfst du dich lieben. Liebe muss nicht "verdient" werden.

Doch warum überhaupt Selbstliebe? Weil du selbst der wichtigste Mensch in deinem Leben bist. Denn ohne dich, ohne deine Seele, deinen Geist, deinen Körper, würdest du dieses Leben gar nicht erleben können. Du bist hier wegen dir. Und dafür solltest du dir selbst gegenüber doch dankbar sein, oder?

Außerdem bereichert Selbstliebe das Leben. Es gibt dir mehr Kraft, weil du dich nicht länger selbst bekämpfst. Du trittst selbstbewusster auf, bist dir deines Wertes mehr bewusst. Du stehst für dich ein und lässt dich nicht so leicht von anderen beeinflussen. Und du kannst auch der Welt mehr geben. "You can't pour from an empty cup" - gib auf dich selbst Acht, um gleichzeitig mehr Acht auf andere geben zu können.

Manchmal denke ich, dass es doch eigentlich viel "egoistischer" ist, sich selbst zu hassen und zu verachten. Denn diese negative Energie, die dann in einem wohnt, spüren auch andere. Sie nimmt einen die Energie, die man dafür verwenden könnte, Gutes zu tun - wie z.B. an seinen Zielen zu arbeiten oder der Familie eine Freude zu machen. Das heißt nicht, dass man sich blöd fühlen sollte, weil man sich selbst noch nicht liebt - du bist nicht schuld an der momentanen Situation, du hast es dir nicht so ausgesucht. Aber wir haben jeden Tag die Chance, gegen den Selbsthass anzukämpfen, und da kann es sich als ganz nützlich gestalten, die Thematik mal aus einer ganz anderen Perspektive zu betrachten.

Und im Endeffekt bringt Selbsthass GAR NICHTS. Es macht nichts besser; es macht dich weder glücklicher, hübscher oder liebenswerter. All diese Dinge, die man sich erhofft, kann man erst erreichen, wenn man ein gutes Verhältnis zu sich selbst aufgebaut hat, wenn man sich selbst akzeptiert und als wertvoll ansieht. Der Selbsthass lähmt dich nur, nimmt dir Energie, nimmt dir Lebensfreude.

Selbstliebe erlernt man nicht von heute auf morgen - es ist ein langer und emotionaler Prozess, bis man da hin gelangt. Aber die besten Dinge im Leben brauchen generell immer sehr viel Zeit zum ausreifen und entwickeln. Deswegen: mach am besten heute schon den ersten Schritt Richtung Selbstliebe. Gönn dir ein entspanntes heißes Schaumbad, mach dir selbst ein Kompliment, schenke dir selbst eine Maniküre oder entspann dich einfach im Bett mit deinem Lieblingsbuch bei Kerzenschein. Verbringe einfach Zeit mit dir und NUR mit dir allein. Erkenne an, wie wunderbar und wertvoll du bist. Und spüre, wie gut es sich anfühlt, sich selbst Liebe zu geben. Jeder kleinste Schritt zählt und wird dich voranbringen.
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Das war ein ziemlich langer Post, aber ich hoffe, dass er jemandem helfen wird. Ich selbst bin auch noch nicht an dem Punkt angekommen, dass ich mich selbst komplett liebe, aber ich bin auf dem besten Weg dahin und kann nur sagen, dass ich froh bin, mich für de Selbstliebe entschieden zu haben und gegen den Selbsthass.

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