Was ist Selbstliebe?

Selbstliebe hier, Selbstliebe da - der Begriff "Selbstliebe" wird überall herumgeworfen wie Konfetti. Liebe und akzeptiere dich selbst, so wie du bist, heißt es immer. Zeige dir selbst Respekt. Lehn dich zurück und nimm dir eine Auszeit vom Alltagsstress. All diese gut gemeinten Ratschläge und Aufforderungen, doch keiner weiß in Wahrheit so wirklich, was es mit der Selbstliebe auf sich hat - so zumindest mein Gefühl. Was meint man nun damit? Und warum sollte man sich selbst lieben? Ist es nicht egoistisch, sich selbst anderen vorzuziehen?

Selbstliebe verstehen


Nimmt man den Begriff Selbstliebe auseinander, so hat man die Worte "Selbst" und "Liebe" vor sich stehen. Ersteres erklärt sich von allein: es hat mit einem "selbst" zu tun, ist auf eine Person ausgerichtet, auf sich selbst bezogen. "Liebe" hingegen lässt sich nicht so einfach erklären. Wikipedia sagt dazu:
"Liebe ist eine Bezeichnung für stärkste Zuneigung und Wertschätzung. Nach engerem Verständnis ist Liebe ein starkes Gefühl, mit der Haltung inniger und tiefer Verbundenheit zu einer Person (oder Personengruppe), die den Zweck oder den Nutzen einer zwischenmenschlichen Beziehung übersteigt und sich in der Regel durch eine entgegenkommende tätige Zuwendung zum anderen ausdrückt."
So gesehen versteht sich "Selbstliebe" als ein starkes Gefühl der Wertschätzung zu einem selbst. Vielleicht sollte man hier aber noch eine Trennung zwischen Selbstliebe im Sinne der Selbstannahme und Selbstliebe im Sinne der Selbstsucht vornehmen - der Begriff is also Synonym für mehrere Phänomene.

Genau deswegen wird er meiner Ansicht nach auch so oft missverstanden: die Menschen verstehen unter Selbstliebe eine narzisstische, egoistischen Verhaltensweise, die das Wohlbefinden des Umfelds abtut, bei der sich alles nur um einen selbst dreht.

In dem Sinne, in dem ich den Begriff Selbstliebe verwende, ist gemeint, sich selbst zu achten und wertzuschätzen - und zwar genau so, wie man bereits ist. Es ist das bedingungslose annehmen des selbst. Ähnlich wie in einer romantischen Beziehung bedeutet es, den Partner - im Falle der Selbstliebe also man selbst - mit allen "Fehlern" und "Makeln" vollkommen anzunehmen, ihn wertzuschätzen, ihm seine Zuneigung zu zeigen, immer dessen höchstes Wohl im Sinne zu haben, sich liebevoll um ihn zu kümmern und immer für ihn da zu sein, "in guten wie in schlechten Zeiten". Das alles aber ohne "süchtig" nach dem Partner zu werden. Die Sucht nach irgendetwas oder irgendwem war für den Menschen (und dessen Beziehungen) noch nie dienlich gewesen.


Es sollte demnach ein gutes, gesundes Maß an Selbstliebe etabliert werden, ohne Extreme in die eine oder andere Richtung. Gerade aber in unserer heutigen Gesellschaft erlebt man bei den Menschen eher eine Neigung hin zu dem Extrem "keine Selbstliebe", also den Selbsthass - die Abscheu vor einem selbst, die nicht selten auch mit einer Selbstzerstörung einhergeht.

Auf der anderen Seite: Selbsthass


Mir tut sich oft die Frage auf, was in einem Menschen vorgehen muss, dass er in Selbsthass verfällt. Man könnte meinen, dass jemand, der selber mit Selbsthass zu tun hat - wie auch ich eben - diese Frage beantworten könnte. Doch eine klare Antwort habe ich nicht. Was ich aber beobachte ist, wie unsere Gesellschaft dazu tendiert, andere schlecht zu machen. Das zeigt sich in den viel zu hohen Ansprüchen, die dem Menschen gestellt werden, wie er zu sein haben muss. Die Medien, die einem verklickern, man sei nicht gut genug so wie man ist. Dieser kranke Wettbewerb bei allem und jeden, wo doch auch der Spaß an der Sache total verloren geht.

Im Versuch, einen "Übermenschen" zu erschaffen - ein perfektes, erfolgreiches, wunderschönes und zugleich intelligentes und sportliches Wesen - kreiert unsere Gesellschaft nur mehr total unglückliche und ausgelaugte Individuen. All diese Ansprüche, die an uns gestellt werden und die wir schließlich nicht erfüllen können, treiben uns in den Wahnsinn, in Stress und lassen uns letztendlich glauben, dass wir nicht gut genug seien, weil wir eben diesen Ansprüchen nicht gerecht werden können. Als Resultat entsteht Selbsthass.

Und um nochmal auf die Frage zurückzukommen, ob Selbstliebe denn nicht egoistisch ist: Ist Selbsthass denn nicht noch egoistischer? Man konzentriert all seine Energie auf das Selbst - das grässlich erscheinende, faule, nichtsnutzige Selbst. Man verwendet es dazu, sich selbst zu zerstören. Selbstliebe hingegen bewirkt, dass wir uns entspannter verhalten (da wir uns nicht im Kampf mit uns selbst befinden) und unsere Energie dafür nutzen können, diese Welt zu einem besseren Ort für alle zu machen. Der Fokus wendet sich eher von einem ab, da man mit sich selbst im reinen ist und mehr Kraft für die wichtigen Dinge im Leben hat.

Warum Selbstliebe so wichtig ist


Die Bedeutung und Wichtigkeit der Selbstliebe wird darüber hinaus zum einen auch noch klar, wenn man sich vor Augen führt, was der Selbsthass mit sich bringt: man lebt ungesund, sieht keinen Sinn im Leben, verliert jeglichen Spaß an den Dingen, die man tut, und befindet sich in einem ständigen Kampf mit einem selbst. Das klingt ziemlich depressiv, nicht wahr? Wie will man ein schönes Leben führen, wenn man sich gar nicht wohl fühlt in der eigenen Haut?

Selbstliebe hingegen bringt mehr Lebensfreude, Glück, Gesundheit, Kraft und positive Energie mit sich. Sie ist so wichtig, weil wir Menschen eben auch wichtig sind. Und das ist nicht in dem Sinne gemeint, dass der Mensch wie ein Gott über allem steht. Nein, aber jeder Mensch ist für seine eigene Realität, für dieses Leben auf Erden von Bedeutung. Jeder einzelne erfüllt einen Zweck auf Erden, mag er auch nur so klein und nichtig sein. Ein einzelner Mensch kann viel bewirken - dafür muss er nur an sein eigenes Potenzial glauben und sich selbst anerkennen.

Aber auch auf kleine Sicht gesehen ist Selbstliebe bedeutsam: wenn wir in der Lage sind, uns selbst anzuerkennen und wertzuschätzen, lassen wir uns weniger von anderen Menschen manipulieren, die meinen, über uns zu stehen. Auch uns selber manipulieren wir weniger, da wir uns unserer eigenen Stärke bewusst sind. Wir sind gelassener, freier, glücklicher. Wir können unsere Liebe mit den Menschen um uns herum teilen. Wir können auch mehr Liebe zulassen. Wir stehen für uns selbst ein. Wir leben gesünder, da wir unseren Körper wertzuschätzen wissen. Alles macht mehr Spaß, da wir uns keine Gedanken mehr darum machen, wie bescheuert wir jetzt vielleicht bei dieser einen Sache aussehen mögen.
Alle Bilder in diesem Post habe ich auf Pinterest gefunden
Ich könnte die Liste noch weiter fortsetzen, genauso wie diesen Post, aber fürs erste soll das erstmal genug sein. Zum Abschluss möchte ich nur noch sagen: Selbstliebe ist dein Geburtsrecht. Du musst es dir nicht erst durch harte Arbeit verdienen. Sie ist jederzeit da und wartet darauf, von die erlebt zu werden. Es ist deine Entscheidung: nutze ich die wunderbare Kraft der Selbstliebe, die mir jederzeit gegeben ist, oder beschließe ich, weiterhin im Kampf mit mir selbst zu sein?

In diesem Sinne: feiere dich selbst und schenk dir selbst Liebe.

No comments:

Post a Comment

Essen ist Medizin

Ich weiß noch, wie ich mir am Anfang meiner Genesung so viele Gedanken darum gemacht habe, wieviel man essen sollte, um gesund zu werden. Tä...