Therapie bei Essstörungen - was, warum und wie?

Leidet man unter einer Essstörung, sollte man es in Betracht ziehen, eine Psychotherapie zu beginnen. Der kann dabei helfen, gegen die Krankheit vorzugehen, für bestimmte Probleme des Patienten Lösungen zusammen zu erarbeiten und noch vieles mehr. Da ich selbst einmal vor der Frage stand, ob ich eine Therapie überhaupt in Anspruch nehmen möchte geschweige denn, wie so eine Therapie abläuft, versuche ich solche Fragen in diesem Post zu beantworten und meine Erfahrungen zu teilen.
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Ob man einen Therapeuten als Unterstützung zurate ziehen möchte, ist jedem selbst überlassen. Es gibt Leute, die brauchen die Hilfe eines Therapeuten nicht oder finden die Therapie sogar eher kontraproduktiv statt hilfreich. Aber es gibt auch Menschen, die auf die Hilfe eines Therapeuten angesprochen und dafür auch sehr dankbar sind. Wenn man noch nie zuvor bei einem war und nun überlegt, zu einem Therapeuten zu gehen, würde ich raten, einen "Schnuppertermin" mit einem auszumachen und sich selbst erstmal ein Bild davon zu machen. Denn wenn es um die Gesundheit geht, sollte meiner Meinung nach jede mögliche Hilfe in Betracht gezogen werden. Entscheidet man sich nach den Probestunden gegen eine Therapie, hat man diese Art der Unterstützung zumindest in Betracht gezogen und sich selbst klar davon überzeugt, dass es nichts für einen ist.

Die Suche nach einem passenden Therapeuten kann sich sehr schwer gestalten und erfordert auch viel Geduld. Deswegen sollte man nach zwei, drei ersten Ablehnungen nicht gleich das Handtuch werfen, sondern weiter Ausschau nach möglichen Therapeuten halten. Nachdem ich mich Anfang 2016 von meiner damaligen Therapeutin getrennt habe, hat es anderthalb Jahre gedauert, bis ich meine jetzige gefunden habe - und ich kann sagen, dass sich das lange suchen und warten echt gelohnt hat.

Hat man einen Termin bekommen, fragt man sich, wie so eine Sitzung denn abläuft. Ich habe mir damals so, so viele Gedanken darüber gemacht, als ich das erste Mal einen Termin bekommen habe. Liegt man, wie es in Filmen immer dargestellt wird, auf einem Sofa, interpretiert Tintenflecke und schüttet sein Herz aus? Nicht ganz. Man sollte erstmal wissen, dass man nicht gleich am Anfang alle Karten auf den Tisch legt, alle Traumas und negativen Glaubenssätze ans Licht gebracht werden. In den ersten paar Stunden wird es hauptsächlich ums kennenlernen und um organisatorische Dinge gehen. Erst, wenn man sich schon eine Weile kennt, geht man etwas tiefer in die Materie. Es werden über verschiedenste Sachen gesprochen, die einen beschäftigen. Das können alltägliche Dinge sein, aber auch sehr tiefgründige Themen, wie diverse Problemverhalten oder negative Gedankenmuster. Zum einen tut es gut, all diese Dinge mal rauszulassen und jemanden zu haben, der einem zuhört, und zum anderen kann man mit dem Therapeuten diese Dinge besprechen und gegebenenfalls Lösungen für Probleme suchen/erarbeiten.

Wenn man sich im Moment zum Beispiel wegen der Gewichtszunahme sehr schlecht fühlt, hilft einem der Therapeut dabei, die negativen Glaubenssätze und Gedankenmuster in positive zu verwandeln. Hat man sich vielleicht mit seiner Mutter gestritten, bekommt man Ratschläge an die Hand, wie man mit der Situation umgehen kann, ohne Problemverhalten anzuwenden, wie zum Beispiel das Gespräch zur Mutter zu suchen, sich zu entschuldigen oder ähnliches. Aber auch wenn einem mal nichts auf dem Herzen liegen sollte, finden sich Gesprächsthemen. Beispielsweise kann man sich mit dem Therapeuten überlegen, wie man seinem Leben mehr Sinn geben kann (durch Arbeit, Hobbys etc.). Auf jeden Fall findet sich immer ein Thema meiner Erfahrung nach.

Manchmal kommt es auch vor, dass man "Hausaufgaben" aufbekommt. Die können auch ganz verschieden aussehen: ab und an musste ich kleine Geschichten schreiben zu bestimmten Themen, andere Male sollte ich nach einer Freizeitgestaltung (Job, Hobby, treffen mit Freunden) Ausschau halten oder diverse Listen schreiben. Das finde ich gar nicht so schlecht, da man sich so schon auf die gemeinsame Sitzung vorbereiten kann - öfter habe ich nämlich das Problem, dass ich nicht die richtigen Worte finde oder mir schlicht nicht einfällt, was ich zu einer bestimmten Sache sagen soll. Aber wenn man fleißig seine Hausaufgaben macht, kann man gut vorbereitet auftreten ;)

Und was auch sehr wichtig ist zu wissen: man muss sich für die Probleme, die man in der Therapie bespricht, NICHT schämen. Der Therapeut ist genau für diese Art Sorgen da, die man sonst ungern anspricht. Er wird darauf vorbereitet sein, nicht alltägliche und teils auch sehr ungewöhnliche Themen und Probleme behandeln zu müssen. Was in den Therapiesitzungen besprochen wird, wird nicht an Dritte oder an die Öffentlichkeit weitergegeben, da der Therapeut der Schweigepflicht unterliegt. Man darf wirklich alles erzählen und ansprechen. Man darf auch seine Gefühle zeigen; wenn es sein muss, darf man auch weinen. Man darf sich verletzlich zeigen. Es gibt keinen Grund, sich dafür zu schämen.

Zum Schluss ist es noch enorm wichtig im Kopf zu behalten, dass der Therapeut nicht FÜR, sondern MIT dem Patienten zusammen arbeitet! Eine Psychotherapie kann nur Früchte tragen, wenn der Patient selbst bereit ist, etwas zu verändern und Hand anzulegen. Geht man zur Therapie, muss man bereit dazu sein, die Hilfe des Therapeuten anzunehmen und seine Ratschläge auch umzusetzen. Der Therapeut selbst kann uns nicht heilen - es liegt allein an uns selbst, Heilung in die Wege zu leiten. Ehrlichkeit ist dabei das A und O. Denn wenn man nicht ehrlichen ist, kann einem auch keine angemessene Hilfe angeboten werden.

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Ich hoffe, dass euch dieser kleine Einblick darin, wie so eine Therapie abläuft, helfen konnte. Wenn noch Fragen offen sind, könnt ihr sie gerne in den Kommentaren stellen! In einem anderen Post hier habe ich schon mal über meine eher gemischten Erfahrungen mit Therapeuten geschrieben - schaut da gerne auch einmal vorbei, wenn euch das Thema interessiert.

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