Wie hilft man einer essgestörten Person?

Es ist alles andere als einfach, einer Person nahezustehen, die an einer Essstörung leidet. Man sieht, wie sehr die Freundin, die Tochter oder der Bruder unter der Krankheit leidet, aber hat keine Ahnung, wie man helfen kann. Das Gefühl von Hilflosigkeit macht sich breit, als wären einem die Hände gebunden und als ob man nicht an die betroffene Person rankäme. Diese Emotionen reißen dann einen selbst runter und man macht sich Vorwürfe, weil man nicht weiß, wie man helfen soll.

Wenn du in dieser Situation bist, dann kann ich dir versichern, dass du mit diesen Gefühlen nicht alleine bist. Millionen anderen Menschen geht es leider genauso wie dir. Doch das Gute an der Sache ist: Millionen von wieder anderen Menschen konnten ihren Liebsten dabei helfen, mit ihrer Krankheit fertig zu werden und sie bei ihrem Genesungsprozess unterstützen. Es besteht Hoffnung, sowohl dass man einer kranken Person helfen als auch dass man gesund werden kann. Wenn die essgestörte Person die richtige Unterstützung bekommt, ist die Grundlage für eine erfolgreiche Genesung geschaffen.

Da Unterstützung so wichtig im Genesungsprozess bei Essstörungen sind, habe ich ein paar Tipps gesammelt, die ich sowohl aus eigener Erfahrung als auch von anderen Betroffenen zusammengestellt habe.
  • Ganz klar sollte der Angehörige sich intensiv über die Essstörung informieren. Denn wenn man nicht weiß, was das Problem und seine Ursachen sind, kann man auch nicht helfen. Wichtig ist es vor allem, dass man gute Informationsquellen nutzt - am besten liest man sich die Geschichten anderer durch anstatt irgendwelche Lehrbücher zu lesen, die sich mehr mit dem physischen statt dem psychischen Aspekt der Krankheit befassen. Immerhin sitzt das Hauptproblem im Kopf.
  • Man sollte für den oder die Erkrankte da sein, sich Zeit für seine Sorgen nehmen, Hilfe anbieten und zuhören. Sich allein oder nicht verstanden zu fühlen wäre in dieser Situation ungünstig und würde zu einem Fortschreiten der Krankheit beitragen. Deswegen ist es gut, wenn sich die betroffene jemandem anvertrauen kann und nicht allein gelassen fühlt. Dadurch bemerkt sie auch, dass sie nicht egal ist. Ebenso wichtig ist das zuhören, denn wenn man von seinen Problemen spricht, aber nur auf taube Ohren stößt, verstärkt das das Gefühl vom unwichtig sein.
  • Umarmungen. Die sagen mehr als tausend Worte. Solange natürlich jeder damit einverstanden ist. Mal für einen Moment alle Sorgen und Ängste vergessen, nur die körperliche Nähe und Wärme spüren, kann echte Wunder bewirken.
  • Wenn man schon welche gibt, dann sollten es auch gute Ratschläge sein. Manchmal bin ich sogar der Meinung, dass kein Ratschlag besser als einer ist. Sie sollten weder befürwortend noch böse klingen. So was wie "Weißt du eigentlich, dass du daran sterben kannst?" ist äußerst unangebracht und die erkrankte Person wird nur mit Widerstand reagieren. Man soll ja auch nicht den Arzt oder Therapeuten spielen. Besser wäre es, der Person Hoffnung zu geben, dass alles besser wird, und sie aufzumuntern. Achte bitte auch auf den Ton, in dem du redest - nicht zu ernst, aber auch nicht zu fröhlich, denn sonst zieht man die Situation nur ins Lächerliche.
  • Keine Gespräche über Gewicht, Aussehen oder Essen anfangen. Das sind die Themen, mit denen sich Essgestörte rund um die Uhr befassen und sie nur weiter in die Krankheit drängen.
  • Keine Kommentare wie "Du siehst aber gesund aus!" oder "Jetzt, wo du zugenommen hast, siehst du viel besser aus!". Egal, wie gut gemeint diese auch sein mögen - im Kopf einer Essgestörten werden diese Worte genau ins Gegenteil übersetzt: "Du bist fett geworden". Am besten kommentiert man weder das Aussehen der Person noch das Essverhalten. Oder man konzentriert sich mehr auf solche Aspekte wie die immer mehr strahlenden Augen, das schöner werdende Lächeln, die glänzenden Haare und die Freude, die die Person immer mehr ausstrahlt.
  • Beim Essen unterstützen. Also bei Mahlzeiten mit dabei sitzen (wenn das für den/die Betroffene in Ordnung ist), selber was mit essen und den Fokus vom essen weglenken. Lieber über aufmunternde Themen reden, Serien zusammen gucken oder so was - hauptsache, man wird etwas abgelenkt.
  • Keinen Druck ausüben. Das kann schwer sein, denn wer will schon seinen Freund oder sein Kind dabei beobachten, wie er oder sie nach und nach zugrunde geht? Doch ist es oft so, dass man auf Druck mit Widerstand reagiert. Begegne der Person mit Liebe und Geduld - das ist hilfreicher als sie zu bedrängen und zu bevormunden.
  • Zusammen Pläne erstellen und Ziele verfassen. Das gibt auch wieder das Gefühl, dass sich um einen gekümmert wird und man nicht allein ist.
Es gibt bestimmt noch viel mehr Ratschläge, die ich zu diesem Thema geben könnte, doch das reicht fürs erste. Wer will, kann ja in den Kommentaren schreiben, was er hinzufügen würde.


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