Vergleiche

Gestern musste ich stark über das Thema vergleichen nachdenken. Wir alle machen es, keine Frage, aber gerade bei Essstörungen spielt dieses Thema eine ziemlich große Rolle. Man vergleicht seine Leistungen mit anderen, seine Erfolge, seine Ernährung, die Fitness, den Körper, das Gewicht und so vieles mehr. Das andauernde Streben nach dem Leben anderer ist eines der vielen Dinge, die uns kaputt machen.

Vergleichen an sich kann sowohl gut als auch schlecht sein. Schlecht eben, weil man sich denkt "Oh, X ist so viel schlauer als ich, da fühle ich mich wie ein total dummer Mensch!" und sich damit runterzieht. Gut, weil man auch denken kann "Ich bin um einiges freundlicher und offener als Y, das mag ich besonders an mir", was einen dann bestärkt. Doch natürlich tendieren wir zu dem ersten, vor allem auch weil uns von allen Seiten gesagt wird, dass wir nicht genug sind (siehe TV, Zeitung, Internet, Social Media etc.). Wie wäre es, wenn wir, statt uns ständig "nach unten" zu vergleichen, uns "nach oben" vergleichen? Wenn wir uns also auf die Dinge fokussieren, die wir besser als andere können, aber ohne damit anzugeben?

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Und was mir auch noch so durch den Kopf schwirrt, vor allem eben in Bezug auf Essstörungen: wenn man Menschen nach ihrer Ernährung, ihren Workouts oder ihrer Kalorienzufuhr fragt und sich damit vergleicht. Ich gebe zu, dass ich eine ganze lange Weile auch sehr scharf auf solche Informationen war, doch jetzt denke ich mir nur: Wozu verdammt nochmal? Nur weil ich dasselbe wie Kim Kardashian esse, bekomme ich nicht ihren prallen Hintern. Nur weil ich dasselbe Workout wie Miranda Kerr mache, werde ich nicht ihre schlanke Figur bekommen. Und nur, weil ich genauso viel Proteine wie Dwayne Johnson am Tag esse, werde ich nicht so muskulös wie er werden (nichts gegen dich, Dwayne - ich liebe dich ;)). Wir Menschen sind alle individuell. Wir sollten aufhören, uns mit anderen zu vergleichen oder danach zu streben, so wie jemand anderes zu sein.

Versteht mich nicht falsch, vergleichen kann durchaus auch seine guten Seiten haben, wie ich schon geschrieben habe. Doch mir fällt immer wieder auf, dass viele Menschen glauben, dass wenn sie den Lebensstil von X kopieren, auch genauso ein "glückliches, tolles und bereicherndes" Leben haben wie X - doch das ist so was von falsch. Erstmal ist Glück etwas, das von innen kommt, eine innere Einstellung, die so gut wie gar nicht von außen beeinflussbar ist wie eben materielle Dinge oder das Aussehen. Und dann sollte man im Kopf behalten, dass jeder Mensch EINZIGARTIG ist, ganz individuell. Es gibt keine zwei identischen Menschen auf der Welt, nicht mal eineiige Zwillinge sind in allen Bereichen komplett gleich. Jeder von uns hat andere Bedürfnisse, ein anderes Aussehen, andere Genetik, andere Vorlieben, andere Ausgangspunkte, andere Lebenserfahrungen, anderes Wissen, andere Gesundheitszustände usw.. Man kann nicht erwarten, dass z.B. eine Serie jedem gefällt, dass Ernährungsweise Y jedem gut bekommt, dass man mit Z Gramm Protein am Tag extrem viele Muskeln aufbaut. Was bei dem einen funktioniert, heißt noch lange nicht, dass es auch bei dir funktioniert.

Das einzige, worauf du dich konzentrieren solltest, bist DU. Du und dein Leben. Was tut DIR gut? Was magst DU? Wie willst DU dein Leben gestalten? Anstatt dich mit anderen zu vergleichen, vergleiche dich lieber mit dir selbst - im positivem Sinne. In welcher Hinsicht bist du als Mensch gewachsen? Was hast du heute besser gemacht als früher? Was macht dich jetzt glücklicher als damals? Du bist mit der einzige Mensch, der weiß, was am besten für dich ist.

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2 comments:

  1. Wundervoller Post! Ein sehr wichtiges Thema. Ich vergleiche mich auch viel zu häufig mit anderen, im negativen Sinn.
    Meine vorherige Therapeutin hat es mal genauso gesagt wie du: sich zu vergleichen ist normal und menschlich. Das kann man gar nicht verhindern. Aber man muss versuchen nicht nur die Menschen zu sehen, die besser sind als wir, sondern mit all den Menschen, die 'schlechter' sind. (Ich hoffe das klingt nicht gemein, aber du weißt ja wie ich das meine, denke ich)

    Ich habe es allerdings auch von Zuhause aus so kennen gelernt, immer mit anderen verglichen zu werden, deshalb fällt es mir sehr schwer, nicht so zu denken. Aber auch das ist ja etwas, woran man arbeiten kann :)

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    1. Ja klar verstehe ich, was du meinst! So wollte ich das auch in dem Post rüberbringen - ist mir glaube nicht so gut gelungen :,D In meiner Familie spielen Vergleiche auch eine große Rolle, damit muss man irgendwie lernen, klarzukommen... Aber ja: man kann daran arbeiten!

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